Erschienen in:
01.08.2012 | Originalien
Verlegungsrealität schwerverletzter Patienten in Deutschland
Eine Auswertung im TraumaRegister DGU
verfasst von:
Dr. J. Schneppendahl, R. Lefering, C.A. Kühne, S. Ruchholz, M. Hakimi, I. Witte, T. Lögters, J. Windolf, S. Flohé, TraumaRegister der DGU
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 8/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Drei Jahre nach Gründung des TraumaNetzwerkD DGU sind im Jahre 2009 ein Großteil der in Deutschland an der Schwerverletztenversorgung beteiligten Kliniken registriert und in regionalen Traumanetzwerken (TNW) organisiert. In diesen Netzwerken sind u. a. Kriterien für eine Verlegung in Einrichtungen höherer Versorgungsstufen definiert. In der vorliegenden Arbeit wurde durch eine retrospektive Auswertung des TraumaRegisters DGU die Versorgungsrealität schwerverletzter Patienten, die nach der Erstversorgung in einem Krankenhaus zur weiteren Versorgung in eine andere Einrichtung verlegt wurden, analysiert. Ziel war es, die Verlegungsrealität dieses Kollektivs vor der Implementierung flächendeckender Traumanetzwerke in Deutschland darzustellen.
Material und Methoden
Die Daten von 19.035 Patienten des TraumaRegisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU, 2002 bis 2007) wurden ausgewertet. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit einem Injury Severity Score (ISS) ≥9 und einem dokumentierten Blutdruck bei der Aufnahme. Unterschieden wurde zwischen Patienten, die im primär aufnehmenden Krankenhaus vollständig versorgt wurden (Gruppe I, n=16,033, 84,2%), und Patienten, die nach der Erstversorgung in einem Krankenhaus zur definitiven Versorgung in ein anderes Krankenhaus verlegt wurden (Gruppe II, n=3002, 15,8%). Vergleichsparameter waren neben Verletzungsschwere und -muster der physiologische Zustand bei Aufnahme sowie der klinische Verlauf der Patienten.
Ergebnisse
Der durchschnittliche ISS und der Anteil der Patienten mit einem ISS ≥25 waren in beiden Gruppen vergleichbar; 20,7% der Patienten, die in ein anderes Krankenhaus verlegt wurden (Gruppe II), waren bei Aufnahme dort katecholaminpflichtig, 10,1% waren im Schock (RR <90 mmHg) und 2,5% wurden noch im Schockraum reanimiert. Patienten der Gruppe II (31,2±35,5 Tage) wurden im Mittel länger stationär behandelt als Patienten der Gruppe I (24,8±27,1 Tage) und erzeugten höhere Behandlungskosten (I: 23.870 EUR, II: 26.054 EUR).
Schlussfolgerung
Patienten erreichen nach der Primärversorgung in einem Krankenhaus in einem nicht unerheblichen Teil die Zielklinik in einem klinisch instabilen Zustand. Inwiefern zertifizierte regionale Traumanetzwerke ein Instrument zur Verbesserung der Verlegungsqualität und damit der Versorgungsqualität schwerverletzter Patienten darstellen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.