Erschienen in:
08.05.2018 | Leitthema
Verringerung der Lärmbelastungen am Wohnort – Was wurde bisher erreicht?
verfasst von:
Regina Heinecke-Schmitt, Michael Jäcker-Cüppers, Dirk Schreckenberg
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2018
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Zusammenfassung
Umfrageergebnisse zeigen, dass der Lärm in seinen vielfältigen Formen zu den stärksten Beeinträchtigungen im Wohnumfeld gehört. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen in Europa jährlich ca. eine Million beschwerdefreie Jahre durch die Wirkungen des Umgebungslärms verloren. Der vorliegende Beitrag diskutiert die Lärmwirkungsaspekte am Beispiel des Verkehrslärms, auf den sich die meisten Lärmwirkungsstudien zum Umgebungslärm beziehen. Immer mehr Studien weisen Assoziationen zwischen Verkehrslärm und vaskulären und metabolischen Erkrankungen sowie auch psychischen Erkrankungen auf. Noch ist zu wenig über die kausalen Mechanismen bekannt, auch wenn es hierzu eine Reihe von Modellvorstellungen gibt. Fest steht jedoch: Es ist heutzutage nicht die Frage, ob Lärm auch auf extraauraler Ebene krank machen kann, sondern unter welchen Bedingungen und in welchem Risikoausmaß.
Das hohe Ausmaß der Beeinträchtigungen durch Lärm verweist auf Handlungsbedarf in der Lärmschutzpolitik.
Zum Schutz vor Verkehrslärm haben Bund, Länder und Kommunen in den letzten Jahren – z. B. im Rahmen der Lärmaktionsplanung – zahlreiche Initiativen ergriffen. Besonders bemerkenswert sind die innovativen Maßnahmen, Instrumente und Programme gegen den Schienenverkehrslärm. Bei der wichtigsten Verkehrslärmquelle, dem Straßenverkehr, ist weniger Fortschritt erzielt worden. Auch beim Fluglärm steht die Überprüfung und Weiterentwicklung wichtiger Gesetze noch aus. Zugunsten innerstädtischer Verdichtung wurde das Lärmschutzniveau bei Sport- und Gewerbelärm abgesenkt. Signifikante gesundheitsrelevante Absenkungen der Lärmbelastungen sind – außer im Bereich des Schienenverkehrs – daher in naher Zukunft nicht zu erwarten.