Erschienen in:
01.09.2012 | Originalien
Wechsel des LHRH-Analogons beim progredienten kastrationsresistenten Prostatakarzinom
verfasst von:
Prof. Dr. A. Heidenreich, D. Porres, R. Epplen, T. van Erps, D. Pfister
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Standardtherapie des metastasierten Prostatakarzinoms (PCA) ist die medikamentöse oder chirurgische Kastration – 2–12% der Patienten erreichen dieses Ziel nach medikamentöser Kastration jedoch nicht. Wir untersuchten, ob ein Wechsel des primären LHRH-Analogons (Luteinisierungs-Hormon-Releasing-Hormon) auf Triptorelinpamoat (TP) zu einem erneuten therapeutischen Ansprechen führen kann.
Patienten und Methodik
Retrospektiv wurden 36 Patienten mit einem PSA-Progress von ≥50% gegenüber dem Nadir nach kompletter Androgendeprivation (ADT) und sekundärem Antiandrogenentzug analysiert. Alle Patienten zeigten nach bildgebender Standarddiagnostik keine oder nur minimale Metastasen und waren symptomfrei. Es wurden prätherapeutisch die Parameter PSA (prostataspezifisches Antigen), PSA-Verdopplungszeit (PSA-DT), PSA-Velocity (PSA-V) sowie die Testosteronserumkonzentration (TK) bestimmt und mit der beobachteten Ansprechrate korreliert. Alle Patienten wurden mit TP, 11,5 mg in 3-monatlichen Intervallen bis zum Progress therapiert.
Ergebnisse
Das mittlere Patientenalter lag bei 69,2 (52–79) Jahren, der mittlere PSA-Wert bei 23,4 (8,7–53,1) ng/ml, Die mittlere PSA-DT betrug 9,2 (2,9–15,4) Monate. Die mittlere Testosteronkonzentration betrug 38,67 (21–76) ng/dl. Die mittlere Zeit der ADT bis zur dokumentierten PSA-Progression betrug 42,4 (13–76) Monate, die mediane Zeit lag bei 46,8 (16–82) Monaten. Eine PSA-Reduktion ≥ 50% wurde bei 9/36 (25%) Patienten nachgewiesen. Jeweils 3/36 (13,9%) Patienten zeigten stabile PSA-Werte bzw. eine reduzierte PSA-DT (6,2→9,8 Monate). Das mittlere progressionsfreie Intervall (PFI) lag bei 21,4 (7–53) Wochen. Bei PSA-Ansprechen betrug das mittlere PFI 53,2 (26–64) Wochen, bei stabilem PSA-Verlauf 28 (17–35) Wochen. Patienten mit signifikanter PSA-Regression wiesen signifikant höhere TK auf als Patienten ohne PSA-Antwort (48,3 (29–76) ng/dl vs. 32,6 (21–62) ng/dl, p=0,02). Das mittlere Nachbeobachtungsintervall beträgt 31,4 (27–39) Monate. Die Gesamtüberlebensrate 80,5%, die tumorspezifische Überlebensrate beträgt 88,9%.
Zusammenfassung
Die sekundäre LHRH-Gabe führt bei kastrationsresistenten Prostatakarzinomen (KRPCA) und begleitender T-Konzentration im hohen Kastrationsniveau zu einem vorübergehenden therapeutischen Ansprechen und kann in das Therapiekonzept bei vermeintlicher „Kastrationsresistenz“ berücksichtigt werden. Unsere Daten verdeutlichen die Bedeutung der Bestimmung der T-Konzentration unter LHRH-Therapie. Auch wenn das progressionsfreie Intervall kurz ist, erlaubt es die Fortesetzung einer nebenwirkungsarmen Therapie in einer reinen palliativen Situation.