Erschienen in:
04.07.2018 | Pruritus
Wenn’s „ameiselt“ — Bezeichnungen für das Empfinden von Juckreiz im bairischen Dialekt
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 4/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Juckreiz kann vielfältige Ursachen haben und wird sehr subjektiv wahrgenommen. Da im Dialekt eine größere Vielfalt an Ausdrucksweisen als in der Standardsprache zur Verfügung steht, könnten Bezeichnungen im Dialekt Informationen über die Qualität des Juckreizes beinhalten. Ziel dieser Arbeit ist es deswegen herauszufinden, welche Begriffe im bairischen Dialekt für das Empfinden von Juckreiz verwendet werden, und ob diese in unterschiedlichen Situationen Verwendung finden.
Methode
Diese Querschnittsstudie wurde im Bayerischen Wald erhoben (Q1/2016). Die Studienteilnehmer wurden gebeten, vier im bairischen Dialekt verfasste Sätze zu vervollständigen, in denen jeweils ein Wort, das sinngemäß das Verspüren von Juckreiz bezeichnet, durch einen Platzhalter ersetzt worden war.
Ergebnisse
Die 1.007 Studienteilnehmer (Altersdurchschnitt 49,97 Jahre, SD = 15,76; 58,2% weiblich) nannten insgesamt 2.870 Bezeichnungen, davon 144 unterschiedliche. 98,7% der Nennungen konnten 13 zugrundeliegenden Begriffen zugeordnet werden, die häufigsten darunter „jucken“ (59,5%), „brennen“ (26,5%), „kribbeln“ (1,1%), „kratzen“ (0,7%) und „beißen“ (0,6%). Die Nutzung der verschiedenen Bezeichnungen war stark situationsabhängig: So wurde das Wort „brennen“ in 75% der Nennungen im Zusammenhang mit einer Brennnessel angegeben, die Worte „kribbeln“ und „bitzeln“ sogar ausschließlich.
Schlussfolgerungen
Im bairischen Dialekt existieren mehrere Bezeichnungen für das Empfinden von Juckreiz. Die medizinischen Termini „Pruritus“ und „Juckreiz“ sowie das Verb „jucken“ werden den situationsabhängigen Ausdrucksweisen nicht vollkommen gerecht — auch wenn „jucken“ grundsätzlich die geläufigste Bezeichnung für das Empfinden von Juckreiz ist.