Erschienen in:
03.12.2015 | Originalien
Wirbelsäulenchirurgie unter den Bedingungen eines militärischen Auslandseinsatzes
verfasst von:
Dr. C. Schulz, U. Kunz, U. M. Mauer, R. Mathieu
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 4/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel
Seit 2007 steht im Einsatzlazarett der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in Mazar-e-Sharif (MeS) ein kontinuierlicher neurotraumatologischer Bereitschaftsdienst zur Verfügung. Es soll eine Einschätzung über Anzahl und Spektrum der wirbelsäulenchirurgischen Eingriffe über den Einsatzzeitraum 2007–2014 getroffen werden.
Methode
Hierzu wurden die Operationszahlen dieser Phase retrospektiv ausgewertet. Zudem wurde das ambulante Spektrum spinaler Erkrankungen aus den Jahren 2012 und 2013 ausgewertet.
Resultate
Im Zeitraum Juli 2007 bis Oktober 2014 wurden insgesamt 341 Patienten operiert, dabei erfolgten 188 der Eingriffe (55,1 %) an der Wirbelsäule. Eingriffe bei degenerativen Erkrankungen stellten insgesamt die Mehrzahl der Operationen dar (127/188; 67,6 %). Der Anteil von Frakturen und Penetrationsverletzungen (61/188; 32,4 %) war über den Beobachtungszeitraum ansteigend. Unter den innerhalb von 12 h zu operierenden Patienten (n = 70) machten diese Diagnosen 80 % der Fälle aus. Von den spinalen Eingriffen erfolgten 19,8 % sofort, 17,3 % mit aufgeschobener Dringlichkeit und 62,9 % elektiv. Wirbelsäulenchirurgische Fragestellungen betrafen 82 % der 1026 ambulanten Konsultationen.
Diskussion
Im Vergleich zu den publizierten Fallzahlen der wirbelsäulenchirurgischen Eingriffe im übrigen ISAF-Gebiet zeigt sich ein deutlich geringeres gesamtes operatives Aufkommen in MeS. Die Rate an elektiven Operationen und an afghanischen Zivilpatienten ist in MeS jedoch am höchsten. Die Verteilung des operativen Spektrums im Vergleich zu den anderen ISAF-Lazaretten zeigt nirgends sonst einen derart starken Schwerpunkt im Bereich der degenerativen Wirbelsäule wie in MeS. Gleichwohl stellt das veränderte Spektrum an spinalchirurgischen Diagnosen und Therapien in diesem Konflikt eine Herausforderung für zukünftige Ausbildungs- und Materialplanungen in vergleichbaren Einsatzszenarien dar.