Erschienen in:
07.12.2020 | Wirkstoffe | Onkologische Pharmazie
Optimierung des Interaktionsmanagements zur Prävention potenzieller schwerwiegender Arzneimittelinteraktionen bei onkologischen Patienten
verfasst von:
J. Rosentreter, A.-K. Engl, L. Wojnowski, M. Kühn, T. Wölfel, I. Krämer
Erschienen in:
best practice onkologie
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Ausgabe 3/2021
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Auszug
Arzneimittelinteraktionen (AMI) können schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) hervorrufen [
22]. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von AMI wird durch Polymedikation erhöht. Das Ausmaß der AMI und die therapeutische Breite der an der Interaktion beteiligten Arzneimittel bestimmen die Relevanz der AMI [
9]. Onkologische Patienten haben ein hohes Risiko für AMI, da sie durchschnittlich zehn verschiedene Arzneimittel einnehmen [
14,
22] und viele onkologische Arzneimittel eine geringe therapeutische Breite haben [
22]. Schwerwiegende AMI können zwischen den onkologischen Arzneimitteln sowie mit den Arzneimitteln zur Supportivtherapie und der Komedikation zur Behandlung von Komorbiditäten auftreten. Es ist bekannt, dass aus AMI resultierende schwerwiegende UAW bei onkologischen Patienten zu negativen klinischen Konsequenzen wie Krankenhausaufnahme und auch Tod führen [
16]. In epidemiologischen Untersuchungen bei onkologischen Patienten variierte die Häufigkeit potenzieller schwerwiegender AMI von 12 bis 63 % [
15]. Eine Prävalenz von über 60 % AMI zeigt sich besonders bei älteren Tumorpatienten als Resultat der Polymedikation, Komorbiditäten und Organinsuffizienz [
14,
18]. Die orale Zytostatikatherapie ist ebenfalls mit hoher Prävalenz von potenziellen AMI assoziiert. In einer prospektiven Studie bei 898 Patienten mit oraler Zytostatikatherapie trat in 46 % der Fälle mindestens eine AMI auf, die bei 16 % der Patienten als
sehr schwerwiegend eingestuft wurde [
21]. Interaktionen von oralen Zytostatika resultieren häufig aus der Inhibition oder Induktion von Cytochrom-P450-(CYP)-Isoenzymen [
20]. Bei peroraler Applikation sind gastrointestinal lokalisierte und hepatische CYP-Enzyme an der Metabolisierung der Wirkstoffe und potenziellen AMI beteiligt. Die Bioverfügbarkeit vieler oral applizierter Kinaseinhibitoren („Tinibe“) hängt vom Magen-pH ab, sodass AMI mit Protonenpumpeninhibitoren und anderen Antazida auftreten können [
11]. Darüber hinaus sind potenzielle AMI an Transportersystemen, insbesondere P‑Glykoprotein (PGP), und eine QT-Zeit-Verlängerung zu beachten. …