Erschienen in:
03.09.2021 | Zwerchfellhernie | Leitthema
Zur Zeit gratis
Operieren auf der neonatologischen Intensivstation
Evidenz und Handlungsempfehlungen
verfasst von:
Prof. Dr. J. Dingemann, B. Bohnhorst, N. Dennhardt, B. M. Ure
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 12/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Operation von Neu- und Frühgeborenen auf der neonatologischen Intensivstation („neonatal intensive care unit“, NICU) ist ein gängiges Konzept zur Vermeidung von Komplikationen, die durch den Transport der Patienten in den OP entstehen können. Bisher mangelt es an klaren, literaturbasierten Handlungsempfehlungen in Bezug auf geeignete Eingriffe sowie Vor- und Nachteile für Patienten und Chirurgen.
Ziel der Arbeit
Zusammenfassung der verfügbaren Literatur zum Operieren auf der NICU und Erarbeitung praxisorientierter Handlungsempfehlungen.
Material und Methoden
Literaturrecherche, Zusammenfassung und Auswertung der verfügbaren Daten. Erstellung eines Handlungskonzepts auf Grundlage der Literatur und eigener Erfahrungen der Autoren.
Ergebnisse und Diskussion
Die Datenlage zum Operieren auf der NICU ist begrenzt. Retrospektive Analysen umfassen bis zu mehrere Hundert Patienten mit unterschiedlichsten Eingriffen. Komparative Analysen finden sich für den Verschluss des persistierenden Ductus arteriosus (PDA), die Laparotomie bei nekrotisierender Enterokolitis (NEC) sowie den Verschluss der angeborenen Zwerchfellhernie („congenital diaphragmatic hernia“, CDH). Evidenzbasierte Vorteile für den Patienten im Vergleich zur Operation im OP sind eine bessere respiratorische und hämodynamische Stabilität sowie die Vermeidung von Hypothermie. Hinweise auf ein erhöhtes Infektionsrisiko ergeben sich nicht. Zumindest für kritisch kranke Neugeborene und extrem Frühgeborene ist das Operieren auf der NICU eine zulässige Option. Die potenziellen Nachteile für den Chirurgen bestehen in den engen Raum-, schlechteren Lichtverhältnissen als im OP und limitiertem chirurgischem Equipment. Diesen Nachteilen sollte mit einem strukturierten Set-up sowie adäquater chirurgischer und anästhesiologischer Ausrüstung begegnet werden. Interdisziplinärer Konsens, professionelle Kooperation der Fachbereiche und „team spirit“ tragen zum Gelingen des Operierens auf der NICU bei.