In einer kontrollierten, randomisierten klinischen Vergleichsstudie der Dreierkombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel (RTL) und dem Antibiotikum Fosfomycin konnte gezeigt werden, dass das Phytotherapeutikum dem Antibiotikum bei uHWI nicht unterlegen war.
In der aktualisierten S3-Leitlinie zu uHWI werden nicht-antibiotische Therapien ein Upgrade erhalten: Statt einer Kann-Empfehlung für die symptomatische Therapie heißt es künftig, dass nicht antibiotische Therapien bei nicht geriatrischen Patientinnen und Patienten erwogen werden sollten. Dieser Empfehlung liegen auch zwei Phytotherapiestudien zugrunde, darunter die CanUTI-7-Vergleichsstudie mit RTL.
Rascher Anstieg der Lebensqualität
Multi-Target-Effekte seien für RTL (enthalten in Canephron®) in zahlreichen präklinischen Modellen belegt: RTL wirke antiphlogistisch, analgetisch und spasmolytisch sowie in geringerem Umfang antiadhäsiv, so Professor Florian Wagenlehner, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, der Leiter der Studie CanUTI-7.
Mit den präklinischen Nachweisen und der großen klinischen Studie zählt RTL zu einer der am besten untersuchten Phytotherapien in der Indikation akute uHWI. An der Vergleichsstudie hatten 659 Patientinnen mit akuter uHWI teilgenommen [1]. Behandelt wurde entweder sieben Tage lang mit RTL oder einmalig mit Fosfomycin-Trometamol. Verblindet wurde mit Fosfomycin- bzw. RTL-Placebo.
Primärer Endpunkt war der Bedarf an zusätzlicher Antibiotikatherapie bis Tag 38 ab Therapiebeginn. Sekundär wurden der Rückgang der Symptome sowie der Anstieg der Lebensqualität mit dem Acute Cystitis Symptom Score (ACSS) evaluiert.
Hinsichtlich des primären Endpunkts zeigte sich, dass innerhalb der vorher festgelegten 15-Prozent-Grenze das Phytotherapeutikum dem Antibiotikum nicht unterlegen war (D -6,3 Prozent; 95%-Konfidenzintervall [KI] -11,9 – -0,53 Prozent; p = 0,0014). 83,5 (RTL) und 89,8 Prozent (Fosfomycin) der Behandelten benötigten keine zusätzlichen Antibiotika. Beim Symptomverlauf zeigten beide Therapiegruppen im gesamten Verlauf sehr ähnliche Resultate (s. Abb. 1).
„Auch bei der Lebensqualität gab es keinen Unterschied“, so Wagenlehner. Unerwünschte Wirkungen waren überwiegend gastrointestinal und ebenfalls ähnlich häufig. Zu einer Pyelonephritis kam es bei 1,5 Prozent (BNO 1045) bzw. 0,3 Prozent (Fosfomycin) der Behandelten.
Weniger Rezidive im Langzeitverlauf
Der Zusammenhang zwischen Art der Akuttherapie und Rezidivneigung wurde in einer retrospektiven Kohortenstudie (Real-World-Daten) thematisiert [2]. Dabei zeigte sich, dass die Behandelten, die RTL erhielten, unabhängig von Alter und Geschlecht im Jahresverlauf im Vergleich zur Antibiotikatherapie signifikant weniger Rezidive aufwiesen (Odds Ratio 0,66; 95%-KI 0,58–0,72; p , 0,001). „Es könnte sein, dass das Mikrobiom dabei eine Rolle spielt“, so Wagenlehner. Ein klares Fazit sei, dass Alternativen zur antimikrobiellen Therapie bekanntgemacht werden und Hürden des zögerlichen Einsatzes überwunden werden sollten. Das Ziel müsse sein, Antibiotika-Verordnungen zu reduzieren. Hierbei zähle jede Nicht-Verordnung, so Wagenlehner.
Das Wichtigste in Kürze |
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VERANSTALTUNG
„Faktencheck: Therapieaspekte von unkomplizierten Zystitiden“, Symposium anlässlich des DGU-Kongresses 2023, Leipzig, 20.–22. September 2023
Literatur:
[1] Wagenlehner FM et al., Urol Int 2018, 101:327–336
[2] Höller M et al., Antibiotics (Basel) 2021, 10:685
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