Erschienen in:
01.04.2012 | Leitthema
Allergie auf Säugetierfleisch
α-Gal: Neues Epitop, neue Entität?
verfasst von:
Prof. Dr. U. Jappe
Erschienen in:
Die Dermatologie
|
Ausgabe 4/2012
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Zusammenfassung
Die Assoziation von Anti-Galactose-α-1,3-Galactose (α-Gal)-IgE mit Anaphylaxie wurde erstmals nach schweren Überempfindlichkeitsreaktionen auf Cetuximab, einem chimären monoklonalen IgG-1-Antikörper zur Therapie von Kolon- sowie Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und des Halses, beschrieben. α-Gal ist eine ubiquitäre Zuckerstruktur auf Zellen und Geweben aller Säugetiere, die keine Primaten sind. Da dieses Epitop beim Menschen nicht vorkommt, ist es für diesen hoch immunogen. α-Gal liegt auf der Fab-Portion von Cetuximab und somit auf dem murinen Anteil dieses chimären Antikörpers. Die anaphylaktischen Reaktionen auf den Therapieantikörper waren IgE-vermittelt, wobei diese IgE α-Gal-spezifisch waren. Anti-α-Gal-IgE wurden in Seren von Patienten aus dem Südosten der USA gefunden und waren reaktiv auf ein breites Spektrum von Säugetierallergenen. Aufgrund der geografischen Verteilung wurde auf Zeckenstiche und parasitäre Infektionen als mögliche Sensibilisierungswege untersucht. Anti-α-Gal-IgE scheinen pathophysiologische Bedeutung bei Allergien auf rotes Fleisch/Innereien sowie für das „Cat-Pork-Syndrom“ zu haben. Zusätzlich fiel auf, dass Anti-α-Gal-IgE mit der ungewöhnlichen Form einer verzögerten Anaphylaxie, welche 3–6 h nach dem Genuss von Säugetierfleisch (Rind, Schwein oder Lamm) auftritt, assoziiert sind, ein Phänomen, das pathophysiologisch noch ungeklärt ist. Viele dieser Patienten hätten zudem mit konventionellen Pricktestextrakten nicht diagnostiziert werden können.