Erschienen in:
21.01.2020 | Allergologie in der HNO-Heilkunde | Leitthema
Wie häufig ist die Duftstoffallergie wirklich?
verfasst von:
Prof. Dr. med. J. Geier, R. Brans
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Duftstoffe gelten nach Nickel als die häufigsten Kontaktallergene. Als Beleg hierfür wird oft die Häufigkeit positiver Epikutantestreaktionen auf den Duftstoff-Mix angeführt. Gemäß der EU-Verordnung Nr. 1223/2009 müssen 26 Duftstoffe auf kosmetischen Produkten deklariert werden, die als signifikante Allergene gelten.
Ziel der Arbeit
Es erfolgt die Überprüfung der Häufigkeit im Epikutantest nachgewiesener Sensibilisierungen gegen Duftstoffe und die Differenzierung zwischen häufig und selten sensibilisierenden Duftstoffen.
Material und Methoden
Er wird eine retrospektive Analyse von Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK), überwiegend der Jahre 2016 bis 2018 vorgenommen.
Ergebnisse
Die Häufigkeit positiver Reaktionen auf den Duftstoff-Mix I hat in den dem IVDK angeschlossenen dermatologischen Abteilungen 2018 mit 5,4 % einen historischen Tiefstand erreicht. Positive Reaktionen auf den Duftstoff-Mix II gehen seit 2013 zurück und liegen 2018 bei 3,2 %. Das Allergen aus dem Duftstoff-Mix I mit den meisten positiven Testreaktionen ist nicht mehr Eichenmoos absolue, sondern Isoeugenol. Im Duftstoff-Mix II ist Hydroxyisohexyl-3-cyclohexen-carboxaldehyd (HICC) nach wie vor führend. Nur 11 der 26 deklarationspflichtigen Duftstoffe lösten bei mehr als 1 % der getesteten Patienten allergische Testreaktionen aus.
Diskussion
Der Rückgang der positiven Testreaktionen auf die Duftstoff-Mixe ist wesentlich auf den verringerten Einsatz von Atranol- und Chloratranol-haltigem Eichenmoos und von HICC zurückzuführen. Seit August 2019 ist der Einsatz dieser Stoffe in kosmetischen Mitteln EU-weit vollständig verboten. Mit einem weiteren Rückgang der Sensibilisierungshäufigkeit ist daher zu rechnen. Eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Duftstoffe unter allergologischen Gesichtspunkten ist dringend geboten.