Begünstigt chronischer Stress Diabetes?

Insulinresistenz und Hyperinsulinämie zählen zu den wesentlichen Erklärungsansätzen für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2. Aktuelle Daten weisen nun darauf hin, dass auch chronischer Stress das Diabetesrisiko erhöhen kann. Aktuelle Befunde, die unterschiedliche Hypothesen für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 stützen, präsentierte Prof. Dr. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ) Düsseldorf. Den Ergebnissen einer Langzeitstudie zufolge [1] könnten die basalen Insulinspiegel in der Kindheit Hinweise auf das künftige Diabetesrisiko geben. Eingeschlossen waren 2478 Kinder und Jugendliche. 84 von ihnen entwickelten in einem mittleren Alter von 39,6 Jahren einen Typ-2-Diabetes. × e.Med-Abonnenten erhalten bis zu € 125,- Rabatt Es zeigte sich, dass erhöhte Insulinspiegel insbesondere im Alter zwischen drei und sechs Jahren mit einem größeren Risiko assoziiert waren, später Diabetes zu entwickeln. Das Ergebnis bliebt auch nach Adjustierung für die Faktoren Body Mass Index (BMI) und positive Familienanamnese signifikant. Aus diesen Daten geht Martin zufolge allerdings nicht hervor, ob die erhöhten basalen Insulinspiegel in der frühen Kindheit Folge einer angeborenen Insulinresistenz sind oder ob umgekehrt die Hyperinsulinämie eine Insulinresistenz auslöst und so Diabetes begünstigt. Berufliche Belastung kann Diabetes fördern Eine Reihe weiterer aktueller Untersuchungen weist darauf hin, dass auch Stress das Diabetesrisiko erhöhen kann. So konnte bei Patienten mit Typ-2-Diabetes gezeigt werden, dass sich nach einem Stressbelastungstest unter anderem systolischer und diastolischer Blutdruck sowie die Pulsfrequenz langsamer erholen und die Speichelkortisolspiegel während des ganzen Tages erhöht blieben. Die Diabetiker gaben auch eine höhere subjektive Stressbelastung an als die gesunde Kontrollgruppe [2]. Solche Daten unterstützen eine Stress-Hypothese. Demzufolge führt eine chronische Aktivierung der Stressachse dazu, dass vermehrt Kortison ausgeschüttet wird, das wiederum metabolische Störungen begünstigt. In der Erprobung sind derzeit therapeutische Ansätze mit Inhibitoren der 11ß-Hydroxysteroid-Dehydrogenase, das für die Umwandlung von Kortison zu aktivem Kortisol benötigt wird, berichtete Martin. In einer prospektiven Studie wurde der Einfluss der beruflichen Belastung bei 5337 Arbeitnehmern über einen Zeitraum von durchschnittlich 12,7 Jahren untersucht. 291 von ihnen erkrankten an Diabetes Typ 2. Das höchste Diabetesrisiko wiesen diejenigen auf, die einer hohen Belastung im Job bei niedrigem Entscheidungsspielraum ausgesetzt werden, unabhängig von der Familienanamnese oder dem BMI [3]. Auch in einer Meta-Analyse, in der die Daten von fast 125.000 Probanden ausgewertet wurden, konnte die Arbeitsbelastung als Risikofaktor bestätigt werden [4]. Diese Erkenntnisse sind für betriebsmedizinische Präventionsmaßnahmen bedeutsam, so Martin. Literatur [1] Sabin MA et al.: Pediatrics 2015; 135 (1): e144-151 [2] Steptoe A et al.: Proc Natl Acad Sci U S A 2014; 111 (44):15693-15698 [3] Huth C et al.: Psychosom Med. 2014; 76: 562-568 [4] Nyberg ST et al.: Diabetes Care 2014; 37 (8): 2268-2275

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