Erschienen in:
17.02.2020 | Analkarzinom | Leitthema
Anale Dysplasien und Analkarzinom
verfasst von:
Ulrike Wieland, Frank Oellig, Prof. Dr. med. Alexander Kreuter
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Anale intraepitheliale Neoplasien (AIN) und 89–100 % der Analkarzinome werden durch persistierende Infektionen mit Hochrisiko(HR)-humanen Papillomviren (HPV) verursacht. Bei HIV(„human immunodeficiency virus“)-positiven Patienten sind anale HPV-Infektionen und AIN sehr häufig, und diese Patienten haben ein stark erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Analkarzinoms. Auch in der Allgemeinbevölkerung wird jedoch in den letzten Jahrzehnten ein kontinuierlicher Anstieg der Analkarzinominzidenz beobachtet. AIN kann sich klinisch vielfältig präsentieren und bei HIV-positiven Patienten auch in Kondylomen verborgen sein. Etwa 3–14 % der hochgradigen AIN schreiten innerhalb von 5 Jahren zu Analkarzinomen fort. Deshalb sollten Screeninguntersuchungen für Patienten mit erhöhtem Analkarzinomrisiko angeboten werden. Die Therapieoptionen für AIN ähneln denen für Kondylome. HIV-positive Patienten mit kontrolliertem Immunstatus und HIV-negative Patienten mit Analkarzinom sprechen vergleichbar gut auf eine kombinierte Radiochemotherapie an. Eine deutschsprachige AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) S3-Leitlinie zum Analkarzinom wird 2020 vorliegen. Bei HIV-positiven Patienten über 26 Jahre zeigte die HPV-Impfung in einer kontrollierten Phase-3-Studie keinen Effekt. Um AIN und Analkarzinom zukünftig zu verhindern, müssen die HPV-Impfraten bei HPV-naiven Mädchen und Jungen erhöht werden.