Erschienen in:
09.08.2016 | Multiresistente Erreger | Originalien und Übersichten
Antibiotikaeinnahme und Resistenzentwicklung – Wissen, Erfahrungen und Einnahmeverhalten innerhalb der deutschen Allgemeinbevölkerung
verfasst von:
Dr. med. Sandra Schneider, Dr. med Florian Salm, Christin Schröder, Norman Ludwig, Regina Hanke, Prof. Dr. med. Petra Gastmeier
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Verbundprojekt RAI hat zum Ziel, maßgeschneiderte Informations- und Kommunikationsinstrumente zum Thema Antibiotika(AB)-Resistenz für verschiedene Zielgruppen zu entwickeln. In der Vorbereitungsphase wurde eine Befragung der deutschen Allgemeinbevölkerung durchgeführt.
Fragestellung
Ziel war es, Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Laien im Hinblick auf das Thema AB und multiresistente Erreger (MRE) zu untersuchen.
Methoden
Mittels computergestützten, telefonbasierten Interviews wurden 1004 zufällig ausgewählte Personen ab 14 Jahren befragt. Deskriptive Auswertungen und multivariable Analysen wurden unter Berücksichtigung soziodemographischer Variablen durchgeführt.
Ergebnisse
Nur 24 % der Teilnehmer wussten, dass nur Bakterien (nicht Viren oder der Mensch) AB-Resistenzen entwickeln. Dieses Wissen hatte aber keinen Einfluss auf die Ergebnisse anderer Fragen. Unabhängig vom Wissensstand war das Thema für 71 % wichtig, aber 58 % sahen keinen eigenen Einfluss auf die Problematik. Bei einem Arztbesuch erhielten Patienten mit Infekt dreimal häufiger ein AB als Informationen zu AB-Resistenzen. In 17 % der Fälle wurde das AB nicht wie verordnet genommen. Von allen Teilnehmern kennen 20 % persönlich mindestens eine Person mit MRE-Problemen. Dieser persönliche MRE-Bezug wirkte sich signifikant auf die Einschätzung des eigenen Einflusses, der Wichtigkeit des Themas, die Arzt-Patienten-Interaktion (häufiger Informationen, seltener AB), aber auch auf die Einnahme-Compliance (seltener) aus.
Diskussion
Deutliche Wissenslücken sind vorhanden, aber scheinen nicht entscheidend für die Einschätzung der Thematik. Ansatzpunkte für eine Intervention ergeben sich in der Arzt-Patienten-Interaktion. Dies erscheint effektiver und sicherer als eine rein bevölkerungsbasierte Kampagne.