Erschienen in:
01.03.2009 | Leitthema
Arzneimittelinteraktionen in der Urologie
verfasst von:
Prof. M.C. Michel, R.F. Schäfers, J.J.M.C.H. de la Rosette
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2009
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Zusammenfassung
Viele Patienten erhalten multiple urologische und nichturologische Medikationen parallel, was zu Arzneimittelinteraktionen (AI) führen kann. Diese können pharmakodynamisch sein (Wirkung auf selbe Körperfunktion) oder pharmakokinetisch (gegenseitige Beeinflussung der Wirkspiegel). AI sind eine häufige Ursache unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Beispiele relevanter pharmakodynamischer AI sind die Gabe von „Overactive-bladder-Präparaten“ zusammen mit aus psychiatrischer oder neurologischer Indikation verschriebenen Stoffen mit anticholinerger Wirkung oder die von Phosphodiesterase-5- (PDE-5-)Hemmern zusammen mit vasodilatierenden Medikamenten, insbesondere Nitraten. Pharmakokinetische AI beruhen vorwiegend auf einer Beeinflussung des Arzneimittelmetabolismus, v. a. über CYP3A4 und 2D6 oder des Arzneimitteltransports. Viele Enzyme und Transporter können durch Arzneimittel in ihrer Aktivität gehemmt aber auch stimuliert werden. CYP3A4-Induktoren können die Wirkspiegel von Cyclosporin oder Tacrolimus so stark vermindern, dass es zum Transplantatverlust kommt. CYP3A4-Hemmer können deren Wirkspiegel so erhöhen, dass Nephrotoxizität entsteht. Auch Wirkspiegel des Anticholinergikums Darifenacin können unter potenten CYP3A4-Hemmern so stark ansteigen, dass diese Kombination kontraindiziert ist. Insgesamt zeigen diese Beispiele, dass die Kenntnis von AI helfen kann, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu verhindern.