In der Regio orbitalis kommt es häufiger zu R1-Resektionen als in anderen Regionen
Unsere Studie erfasste bei 16,5 % der pBCC ein Rezidiv, die berechnete 2‑Jahres-Rezidivrate beträgt dabei 9,2 %. Die Literaturangaben zu Rezidivraten variieren sehr stark: Es gibt Arbeiten, die für periokuläre BCC Rezidivraten von 15–30 % angeben [
8,
19,
25], wohingegen andere Studien Rezidivraten von 0–10 % angeben. Ein Großteil dieser Studien mit geringeren Rezidivraten basiert jedoch auf einem kürzeren Follow-up, wodurch sich die Rezidivrate möglicherweise niedriger darstellt. Rowe und Carroll [
20] weisen in ihrem Review darauf hin, dass BCC-Rezidive später eintreten als bisher angenommen. Sie konnten nachweisen, dass in den ersten beiden Jahren gerade einmal 50 % und nach 3 Jahren nicht einmal zwei Drittel der Rezidive eingetreten waren [
20]. Auch wir konnten feststellen, dass unsere berechnete 2‑Jahres-Rezidivrate deutlich geringer ausfällt als unsere allgemeine Rezidivrate. Obwohl die sonst publizierten Rezidivraten durch ihre Dauer des Follow-up ggf. zu relativieren sind, erscheint die Rezidivrate in dieser Studie vergleichsweise hoch. Da BCC-Rezidive oft erst Jahre später auftreten und dann auch wie eine harmlos erscheinende Effloreszenz aussehen können [
7], könnten sowohl die Erfahrung der Untersuchenden als auch die Methode bzw. Ausführung der Nachsorgeuntersuchung eine Rolle bei der Erkennung von Rezidiven spielen. Die unterschiedlichen Rezidivraten in der Literatur könnten weiterhin durch die Wahl der chirurgischen Technik, der Technik der histologischen Untersuchung und/oder durch die Zusammensetzung des Patientenkollektivs beeinflusst worden sein. Da dieser Studie eine konsekutive Datenerhebung zugrunde liegt, bei der alle behandelten Fälle aus dem genannten Zeitraum eingegangen sind, kann ein Selektionsbias weitgehend ausgeschlossen werden. Dieses Qualitätsmerkmal könnte ebenfalls begründen, warum eine höhere Rezidivrate verzeichnet wurde, als in Studien, in die nur ausgewählte Fälle eingehen. Darüber hinaus könnte unsere Definition eines „Lokalrezidivs“ weiter gefasst sein als in anderen Studien, was bedeutet, dass wir Befunde auch dann noch als Rezidiv gewertet haben, wenn sie in anderen Studien ggf. schon als neuer Primärtumor gewertet worden wären. Eine einheitliche Definition, bis wann bei einem BCC noch von einem Lokalrezidiv oder schon von einem Zweittumor gesprochen wird, existiert bislang nicht [
24]. Die meisten Studien zu Rezidivraten von BCC machen keine Angaben, wann von einem „Rezidiv“ eines bereits exzidierten BCC bzw. einem „neuen“ BCC ausgegangen wird [
1,
6,
8,
13,
24], was die Vergleichbarkeit dieser Studien einschränkt. In Studien, die ihre Definition zum „Lokalrezidiv“ anführen, findet man unterschiedliche Varianten. Stuart et al. [
23] definieren ein Lokalrezidiv, wenn die Tumorart gleich war und die Lokalisation mit der des Primärtumors übereinstimmte oder ihr sehr nahe war („very close to“, ohne genaue Angaben eines Abstandes), wobei die Lokalisation anhand klinischer Notizen, Karten und Diagrammen zugeordnet wurde. Leitenberger et al. schlagen hingegen eine Definition vor, in der nur jene BCC als Rezidiv gezählt werden, die an die Operationsnarbe angrenzen [
17]. Auch hier lässt der Begriff „angrenzend“ Interpretationsspielraum zu. Insbesondere unter der Berücksichtigung einer möglicherweise ursächlichen Feldkanzerisierung ist die Differenzierung zwischen einem Rezidiv und einem neuen Tumor ohnehin schwierig [
17]. Anhand unserer Ergebnisse zu der Gruppe der rBCC, die in enger anatomischer Nähe zum Primärbefund wuchsen, können wir von einem signifikant erhöhten Risiko für weitere BCC in diesem Areal ausgehen, was für die Nachsorge von besonderer Bedeutung ist.
Insbesondere die Notwendigkeit eines Sicherheitsabstandes in der Regio orbitalis wird in vielen Arbeiten kontrovers diskutiert. Zum aktuellen Zeitpunkt existiert kein definierter Sicherheitsabstand für periokuläre BCC. Der für andere Lokalisationen definierte Sicherheitsabstand kann nicht ohne Weiteres auf die Regio orbitalis übertragen werden, da Funktion und Aussehen der Augenregion weitgehend erhalten bleiben müssen. Ziel bei der Exzision von periokulären BCC ist demnach eher eine sparsame R0-Resektion [
19]. Daran orientierend, gestaltete sich die BCC-Exzision in dieser Studie ohne einen definierten Sicherheitsabstand, wobei nach Möglichkeit immer eine gesicherte In-sano-Resektion angestrebt wurde. Dadurch, dass die eingeschickten Exzidate durch eine Fadenmarkierung für die Pathologie anatomisch zuordenbar waren, konnten – sofern die Patienten/Patientinnen dem zustimmten – gezielte Nachresektionen bis zum Erreichen eines sicheren R0-Status durchgeführt werden. Andere Studien plädieren dringend für das Einhalten eines Sicherheitsabstandes in der Regio orbitalis und kommen dabei auf geringere Rezidivraten als wir. Abgesehen davon, dass unsere Rezidivrate u. a. durch den Einschluss der R?-BCC und R1-BCC eher hoch ausfällt, könnte sie jedoch auch darauf hinweisen, dass eine Resektion ohne Sicherheitsabstand jenen Operationsverfahren mit Sicherheitsabstand möglicherweise unterlegen ist.