Aflatoxine sind Mykotoxine, die von einigen
Aspergillus spp. produziert werden. Sie sind häufig Kontaminanten in Erdnüssen, Getreide, Hülsenfrüchten und Mais (s. auch
Mykotoxine in Lebensmitteln in diesem Heft). In einer Langzeitkanzerogenitätsstudie wurden nach Gabe von Aflatoxin B
1 (AFB
1) insbesondere Tumoren in der Leber von Ratten beobachtet [
11]. Ferner existiert ein Zusammenhang zwischen der Exposition des Menschen gegenüber AFB
1 und der Inzidenz von hepatozellulärem Karzinom, was insbesondere für unterschiedliche Regionen Afrikas und Asiens gut belegt wurde [
12]. Die Wirkung des AFB
1 beruht auf der CYP3A4-vermittelten Bioaktivierung zum reaktiven AFB
1-8,9-Epoxid, das kovalent an DNA und Proteine binden kann. Die Bildung von AFB
1-Addukten mit 2’-Desoxyguanosin in hepatischer DNA führt zu Mutationen in Schlüsselgenen (z. B.
p53) und ist vermutlich für die kanzerogene Wirkung verantwortlich.
Als valide Biomarker der Exposition gegenüber AFB
1 dienen die im Harn gemessenen Spiegel des AFM
1, ein Metabolit von AFB
1, oder des AFB
1-N
7-Guanin [
13]. Resultate solcher Messungen belegen, dass die AFB
1-Exposition in einigen Regionen Asiens und Afrikas bedenklich, in westlichen Industrieländern aber verhältnismäßig gering ist [
14]. In keiner der Urinproben von erwachsenen Probanden in Deutschland konnte AFM
1 detektiert werden [
15]. Als Biomarker einer mittelfristigen Exposition kommen spezifische Addukte in DNA-Proben bzw. in SA in Frage. Da die Bildung des AFB
1-Adduktes an der N
7-Position des 2’-Desoxyguanosins zu einer verhältnismäßig leichten Hydrolyse der glycosidischen Bindung führt, kann z. B. das Purinaddukt AFB
1-N
7-Guanin im Harn von AFB
1-exponierten Personen nachgewiesen werden [
16]. Weiter verbreitet ist die Methode zur Messung des AFB
1-Adduktes in SA mittels eines ELISA [
17]. Wegen der größeren Spezifität der Detektion wird die interne Exposition heute über eine Isotopenverdünnungstechnik zur Quantifizierung des AFB
1-Lysinadduktes in SA (AFB
1-Lys) mittels LC-MS/MS bestimmt [
18]. In einer Querschnittstudie mit 600 Probanden in Kenia wurde AFB
1-Lys in 78 % aller Blutproben mit Werten zwischen 0,02 (Detektionslimit) und 9,52 ng AFB
1-Lys/ml detektiert. Im Gegensatz dazu zeigten nur 1,3 % aller Blutproben von 2104 US-Einwohnern messbare Konzentrationen von AFB
1-Lys zwischen 0,02 und 0,2 ng AFB1-Lys/ml [
19]. Durch Bestimmung der Lysinaddukte mittels ELISA oder LC-MS/MS wurden Zusammenhänge zwischen der Aufnahme von AFB
1 und dem Auftreten von Tumoren in der Leber [
20] und der Gallenblase [
21] sowie einem verminderten Wachstum von Kindern gezeigt [
22].