Erschienen in:
01.04.2007 | Originalien
Chirurgische Behandlungsmöglichkeiten der obstruktiven Schlafapnoe
verfasst von:
P. Keßler, F. Ruberg, H. Obbarius, H. Iro, F. W. Neukam
Erschienen in:
Oral and Maxillofacial Surgery
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Ausgabe 2/2007
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Zusammenfassung
Einleitung
Die obstruktive Schlafapnoe ist eine typische Erkrankung des Erwachsenenalters, kann aber auch bei Neugeborenen auftreten. Sie ist durch eine passagere Verlegung der Atemwege gekennzeichnet und führt zu einer Fragmentierung des Schlafs mit wiederkehrenden hypoxämischen Episoden mit Atemstillständen. Neben kognitiven Defiziten, Tagesmüdigkeit und psychischen Erkrankungen können systemische Organerkrankungen zu einem erhöhtem Infarkt- und Apoplexrisiko mit Verkürzung der Lebenserwartung führen.
Patientengut und Methode
Bei sechs erwachsenen Patienten (Altersdurchschnitt 46,9 Jahre; 2 Frauen, 4 Männer; BMI-Durchschnitt 28 kg/m2) mit obstruktiver Schlafapnoe wurden nach langjähriger, erfolgloser CPAP-Maskentherapie bimaxilläre Osteotomien zur Vorverlagerung von Ober- und Unterkiefer durchgeführt. Präoperativ und sechs Monate postoperativ wurden der Apnoe-Hypopnoe-Index mittels Polysomnographie nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und die Bewertung der Tagesschläfrigkeit mittels der ,Epworth Sleepiness Scale` dokumentiert. Bisslagenstörungen lagen nicht vor. Die bimaxillären Umstellungsosteotomien wurden nach den Grundsätzen kieferchirurgisch-orthopädischer Operationen geplant und umgesetzt, wobei der Unterkiefer zur Verbreiterung der posterioren Atemstrasse um 10 mm ventral verlagert wurde.
Ergebnisse
Der Apnoe-Hypopnoe-Index verbesserte sich von präoperativ bei 37/h auf 4/h postoperativ. Der minimale periphere Sauerstoffgehalt stieg von 78% auf 89%, der mittlere Sauerstoffgehalt von 92 auf 95%. Der Arousal Index sank von 24/h auf 9/h und der Schnarch Index von 29,5% auf 6,9%. Auf der ,Epworth Sleepiness Scale` besserte sich die Bewertung von 11 auf Werte unter 4. Schnarchen oder Apnoen traten nicht mehr auf und der Schlaf wurde als erholsam empfunden. Die operativen Eingriffe verliefen komplikationslos.
Schlussfolgerung
Die Standardbehandlung der obstruktiven Schlafapnoe stellt die CPAP-Maskentherapie dar. Bei manchen Patienten führt diese Behandlung jedoch nicht zum Erfolg oder wird abgelehnt. Verschiedene Operationstechniken mit zum Teil nur mäßigen Erfolgsaussichten wurden zur Therapie der obstruktiven Apnoe vorgestellt. Aus mund-, kiefer-, gesichtschirurgischer Sicht stellt die bimaxilläre Vorverlagerung eine kalkulierbare, sichere und erfolgreiche Therapie dar, wenn andere Optionen nicht den gewünschten Erfolg zeigten oder von den Patienten nicht angenommen wurden. Bei Neugeborenen kann eine Osteodistraktionsbehandlung mit mandibulärer Vorverlagerung dazu beitragen, eine morbiditätsträchtige Tracheotomie zu vermeiden.