Erschienen in:
19.12.2023 | Chronische Nierenerkrankung | Arzneimitteltherapie
Thiaziddiuretika unwirksam bei einer glomerulären Filtrationsrate kleiner als 50 ml/min?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Martin Hausberg
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 2/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In vielen Therapieleitlinien wird der Einsatz von Thiaziddiuretika oder thiazidartigen Diuretika bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht empfohlen. Die Rationale ist eine vermeintlich fehlende Wirkung dieser Diuretika bei reduzierter glomerulärer Filtrationsrate (GFR). Dieses Paradigma lässt sich aber in neueren Studien nicht verifizieren. Thiaziddiuretika und thiazidartige Diuretika sind auch bei Patienten mit erheblich reduzierter GFR effektiv, was Natriurese, Korrektur von Volumenüberladung und Blutdrucksenkung betrifft. Allerdings sind Schleifendiuretika bei Patienten mit einer chronischen Nierenkrankheit schneller in der Lage, die Volumenüberladung zu kontrollieren. Besonders effektiv ist die Kombination von Schleifendiuretika mit Thiaziddiuretika oder thiazidartigen Diuretika bei Patienten mit hochgradig eingeschränkter GFR. Insofern sollten Thiaziddiuretika und thiazidartige Diuretika gerade auch bei Patienten mit höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion (chronische Nierenkrankheit in den Stadien 3–5) zum Einsatz kommen; lediglich bei anurischen Patienten sind sie ineffektiv.