Das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) wird durch Mutationen im Mediterranean Fever-Gen (MEFV) verursacht, die eine Überaktivierung des Pyrin-Inflammasoms und damit eine unverhältnismäßige proinflammatorische Reaktion auslösen. Häufig finden sich bei FMF-Patienten 2 pathogene Mutationen, die beide Allele betreffen. Zusätzlich tritt ein klinisch diagnostiziertes FMF bei Patienten mit kombiniert heterozygotem Mutationsstatus und Vorliegen von Mutationen mit geringerer Penetranz, bei einfach oder komplex heterozygoten Patienten oder in Einzelfällen auch ohne Nachweis von Mutationen auf. Zudem können sich bei heterozygoten Anlageträgern, die nicht an einem klinischen FMF leiden, andere inflammatorische Phänomene zeigen wie eine anhaltende subklinische Inflammation, eine Assoziation zu anderen entzündlichen Erkrankungen oder weitere unspezifische Krankheitssymptome. Somit folgt das FMF nicht einem klassischen autosomal-rezessiven Erbgang, vielmehr liegt eine Gendosis-Wirkungsbeziehung vor. Die phänotypische Präsentation wird darüber hinaus auch von weiteren Einflüsse, wie z. B. genetischen Varianten, die nur teilweise bekannt sind, und Umweltfaktoren mit geprägt. Die vorliegende Arbeit beschreibt das weite Spektrum der Auswirkung von MEFV-Mutationen auf den Phänotypen der Merkmalsträger und fasst Arbeiten zusammen, die die Gendosis-Wirkungsbeziehung der MEFV-Mutationen analysieren. Im Weiteren wird der Stellenwert der molekulargenetischen Diagnostik in Bezug auf die Diagnosestellung eines FMF sowie auf ein individualisiertes Management diskutiert.