Erschienen in:
01.02.2006 | Originalien
Das pharmakologische Potential von Phytoöstrogenen in der Therapie des Prostatakarzinoms
verfasst von:
P. Thelen, PD Dr. F. Seseke, R.-H. Ringert, W. Wuttke, D. Seidlová-Wuttke
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 2/2006
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Einleitung
Phytoöstrogene sind Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs mit antiproliferativem Potential bei Prostatakarzinom-Zellen, dessen Grundlage im Detail ungeklärt ist. Proliferation von PCa-Zellen wird vor allem durch den Androgenrezeptor (AR) und seinen Co-Aktivator, dem Prostate-derived Ets Factor (PDEF) vermittelt, die wiederum den IGF-1 Rezeptor (IGF-1-R) steuern. Phytoöstrogene greifen in diesen Prozess ein. Die aktuelle Studie verdeutlicht dies exemplarisch anhand der Wirkung von Tectorigenin aus Belamcanda chinensis.
Material und Methode
Androgen-sensitive PCa-Zellen der LNCaP-Linie wurden über 24 Stunden mit Tectorigenin 100 µM behandelt und die mRNA-Expression von AR, PSA, PDEF, Telomerase Reverse Transcriptase (hTERT), Tissue-Inhibitor of Matrix-Metalloproteinase-3 (TIMP-3) und des IGF-1-R durch Real-Time-PCR bestimmt. Die Aktivität von PSA, Telomerase und IGF-1-R wurde auch auf Proteinebene bestimmt. Weiterhin wurde in-vivo der Einfluss einer Diät mit Rohextrakt Belamcanada chinensis im Vergleich zu sojafreier Diät auf das Wachstum von subkutan injizierten Prostatakarzinomzellen in Nacktmäusen untersucht.
Ergebnisse
Bei den LNCaP bewirkte Tectorigenin eine Herunterregulierung der Genexpression von PDEF und PSA. Die Aktivität der hTERT war vermindert. Es zeigte sich eine verminderte Genexpression des IGF-1-R. Auf Proteinebene fand sich eine verminderte Aktivität von PSA, hTERT und IGF-R-1. Die Genexpression von TIMP-3 war unter dem Einfluss von Tectorigenin deutlich erhöht. Bei den Nacktmäusen fand sich neben einer verminderten Inzidenz ein verringertes Tumorvolumen unter Diät mit Belamcanda chinensis.
Schlussfolgerung
Tectorigenin zeigte eine Hemmung der IGF-1-R-vermittelten Proliferation bei PCa-Zellen, durch eine vom AR unabhängige Modulation der Aktivität von PDEF. Über Aktivierung von TIMP-3 hat Tectorigenin proapoptotische Effekte und hemmt die Gewebeinvasivität des Tumors. Phytoöstrogene könnten somit eine interessante Option in der Therapie insbesondere des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms darstellen.