SGLT2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten im Schlagabtausch

Wer hat die Nase vorn – SGLT2-Inhibitoren oder GLP-1-Rezeptoragonisten? Diese Frage diskutierten zwei Experten in einer Session auf dem diesjährigen Diabetes-Kongress. Pro SGLT2-Inhibitoren Prof. Dr. Jochen Seufert, Universitätsklinikum Freiburg, sprach sich für Sodium Glucose Transporter 2(SGLT2)-Inhibitoren aus. Diese waren maßgeblich beteiligt, die glukozentrische Diabetestherapie mit dem Ziel der HbA1c-Senkung auszuweiten und in eine organprotektive Ära überzuleiten. Studien belegen, dass SGLT2-Hemmer kardiovaskuläre Endpunkte reduzieren. Die Effekte seien bereits früh zu beobachten, so der Referent, und unabhängig von HbA1c, Blutdruck- und Lipideinstellung. „SGLT2-Inhibitoren waren die ersten Medikamente, die einen positiven Effekt auf eine Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion gezeigt haben“, so Seufert. Die Substanzen wirken zusätzlich protektiv gegen Vorhofflimmern. Sie schützen auch die Niere, indem sie die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) über die Zeit aufrechterhalten und die Albumin-Kreatinin-Ratio senken. Studien und Metaanalysen zufolge sind SGLT2-Inhibitoren in Bezug auf renale Endpunkte hocheffektiv und unabhängig vom Vorliegen eines Typ-2-Diabetes zugelassen zur Nephroprotektion. Daten einer Metaanalyse legen nahe, dass SGLT2-Inhiboren gerade in Bezug auf Herzinsuffizienz besser wirken als Glucagon-like peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) [1]. Nicht zuletzt müsse man im „Kampf“ SGLT2-Hemmer vs. GLP-1-RA bedenken, dass erstere als Tablette verfügbar sind und letztere nur als Spritze, schloss Seufert. Pro GLP-1-RA Prof. Dr. Michael A. Nauck, Katholisches Klinikum Bochum gGmbH, vertrat in seinem Vortrag die Position: GLP-1-RA haben die Nase vorn. Sie können einer Studie zufolge den HbA1c stärker senken als SGLT2-Hemmer; gleiches gelte für das Körpergewicht. Beide Substanzklassen können MACE (major adverse cardiovascular events) signifikant reduzieren – GLP-1-RA mit 15 % vs. 10 % allerdings etwas besser als SGLT2-Inhibitoren. Empfehlung der Redaktion DDG 2024 Diabetes-Kongress 2024 8. - 11. Mai 2024 | Berlin Sport oder Spritze bei Adipositas und Diabetes mellitus? Auf dem Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) lieferten Fachleute im „Battle of Experts“ Argumente für ihre jeweilige Position. Thematisiert wurden außerdem der Notfall Erstmanifestation von Typ-1-Diabetes bei Kindern und der Einsatz von Diabetestechnologien. Die komplette Berichterstattung lesen Sie in unserem Kongress-Dossier. Herzkranke, übergewichtige Patienten mit normalem HbA1c profitieren von GLP-1-RA; diese senken das Risiko für MACE signifikant um 20 % und das Risiko für einen zusammengesetzten Herzversagen-Endpunkt um 18 % [3]. „Das haben bisher nur die GLP-1-RA belegt“, so Nauck. Für Erkrankte mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion seien GLP-1-RA nicht zu empfehlen. Patienten mit Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion hingegen profitieren von den Substanzen: In einer Studie fühlten sich die Betroffenen durch die Herzinsuffizienz weniger beeinträchtigt, wenn sie GLP-1-RA (im Vergleich zu Placebo) erhielten [4]. Nauck fasste zusammen: Sowohl SGLT2-Inhibitoren als auch GLP-1-RA reduzieren den kombinierten MACE-Endpunkt. Einzelstudien zeigen signifikante Einflüsse auf Myokardinfarkt, Schlaganfall (nur GLP-1-RA), Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz und kombinierte Nieren-Endpunkte. Für die Verhinderung ischämischer Ereignisse gebe es für GLP-1-RA die überzeugendere Evidenz. Bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion liegen überzeugende Daten nur für SGLT2-Inhibitoren vor. Bei erhaltener Ejektionsfraktion verhindern beide Substanzklassen die Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, aber nur GLP-1-RA verbessern Symptome und Leistungsfähigkeit deutlich. Die vorläufigen Ergebnisse sprechen für einen differenziellen Einsatz der beiden Substanzklassen bei verschiedenen Patientengruppen, so Nauck. basierend auf: Sitzung: „SGLT2-Inhibitoren versus GLP-1 Rezeptoragonisten in der Diabetologie - Wer hat die Nase vorn?“ 58. Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Berlin, 8.-11.5.2024

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