Erschienen in:
27.02.2018 | Demenz | Originalien und Übersichten
Prävalenz von Demenz bei Versicherten mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit
Eine Studie auf Basis von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung
verfasst von:
Prof. Dr. Stephanie Stock, Peter Ihle, Dusan Simic, Christoph Rupprecht, Ingrid Schubert, Veronika Lappe, Elke Kalbe, Ralf Tebest, Kristina Lorrek
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 4/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Ältere Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (DS) sind eine rasch wachsende Bevölkerungsgruppe in der Bundesrepublik Deutschland.
Fragestellung
Sind die administrative Prävalenz der Diagnose Demenz sowie die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen bei Versicherten ohne DS vergleichbar mit der Prävalenz und Inanspruchnahme von Versicherten mit DS?
Material und Methoden
Basierend auf Routinedaten einer großen Krankenkasse wurden die administrative Prävalenz der Diagnose Demenz sowie die Leistungsinanspruchnahme in der Pflegeversicherung in der Bevölkerungsgruppe mit und ohne DS für das Jahr 2013 analysiert. Versicherte wurden mittels ICD-10-Codes F00, F01, F03, F05 und G30 identifiziert.
Ergebnisse
Die Gesamthäufigkeit der Diagnose Demenz betrug 2,67 %, 3,06 % für Deutsche und 0,95 % für Versicherte ohne DS (p-Wert < 0,001). Alters- und geschlechtsstratifiziert war die Prävalenz bei Versicherten mit und ohne DS vergleichbar, außer bei Frauen im Alter von 80–84 Jahren (17,2 vs. 15,4) und bei Männern der Altersgruppen 80–84 Jahre (16,5 vs. 14,2), 85–89 Jahre (23,4 vs. 21,5) und 90+ Jahre (32,3 vs. 26,3). Standardisiert auf die Population der untersuchten Versicherung hatten 31,4 % aller deutschen Demenzkranken keine Pflegestufe vs. 35,5 % aller Demenzkranken ohne DS; 55,1 % aller deutschen Demenzkranken wurden im Heim versorgt vs. 39,5 % aller Demenzkranken ohne DS.
Diskussion
Hochaltrige Versicherte ohne DS hatten im Vergleich zu Versicherten mit DS eine höhere Demenzprävalenz, insbesondere bei Männern. Versicherte ohne DS nahmen stationäre Pflegeleistungen deutlich geringer in Anspruch; auch die generelle Inanspruchnahme von Pflege bzw. von höheren Pflegestufen war in dieser Gruppe etwas seltener. Mögliche Ursachen sollten weiter erforscht werden.