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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 1/2020

11.11.2019 | Demenz | Themenschwerpunkt

„Es ändert sich alles“ – der Alltag mit Demenz aus der Perspektive der Angehörigen

verfasst von: Dr. Susanne Frewer-Graumann

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 1/2020

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von Angehörigen begleitet. Die Zahl der Menschen mit Demenz wird aktuellen Prognosen zufolge in den nächsten Jahren weitersteigen. Im Vergleich zu anderen Gruppen pflegender Angehöriger ist ihre Belastung aufgrund von Veränderungen, die mit der Demenz typischerweise einhergehen, deutlich höher. Darüber, wie sie ihre Unterstützungsarrangements gestalten, was sie als hilfreich oder hinderlich ansehen, ist noch relativ wenig bekannt.

Ziele der Arbeit

Ziel der Arbeit ist es, einen Einblick in die Gestaltung von Unterstützungsarrangements aus der Perspektive der Hauptbezugsperson zu geben. Es soll gezeigt werden, in welchen Lebensbereichen die Hauptbezugspersonen die größten Einschnitte erleben und welche Strategien sie anwenden, um diese zu bewältigen.

Material und Methoden

Dazu wurden 14 Interviews mit Hauptbezugspersonen von Menschen mit Demenz geführt. Diese wurden mittels der Grounded Theory in einer Forschungsgruppe ausgewertet.

Ergebnisse

Alle Lebensbereiche sind von der Fürsorgeübernahme für einen demenziell veränderten Menschen betroffen, und Angehörige erleben die Einschnitte subjektiv unterschiedlich. In allen Interviews wird die Aufrechterhaltung einer Balance zwischen Selbstfürsorge und Fremdfürsorge als größte Herausforderung erlebt, die auch nicht immer gelingt, für die Gesundheit der Hauptbezugspersonen und die Tragfähigkeit der Unterstützungsarrangements aber von enormer Bedeutung ist. Gleichzeitig werden Hinweise gegeben, unter welchen Bedingungen professionelle Angebote in Anspruch genommen werden und so zu einer Tragfähigkeit der Arrangements beitragen.

Diskussion

Nichttragfähige Unterstützungsarrangements können nicht nur als fehlende Adaptionsfähigkeit der Hauptbezugspersonen an den progredienten Verlauf der Demenz interpretiert werden. Die Herstellung von tragfähigen Arrangements ist vielschichtig und multikausal.
Fußnoten
1
Vergleiche zur Begrifflichkeit der pflegenden Angehörigen die kritische Diskussion im Beitrag von Vukoman und Rüßler im vorliegenden Heft.
 
2
Zum Zeitpunkt der Untersuchung gab es noch Pflegestufen.
 
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Metadaten
Titel
„Es ändert sich alles“ – der Alltag mit Demenz aus der Perspektive der Angehörigen
verfasst von
Dr. Susanne Frewer-Graumann
Publikationsdatum
11.11.2019
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 1/2020
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-019-01643-y

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