Erschienen in:
12.04.2023 | Demenz | Leitthema
Multimedikation in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege: Möglichkeiten einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)
verfasst von:
Prof. Dr. Petra A. Thürmann, Simone Bergner, Ulrich Jaehde
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2023
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Zusammenfassung
Pflegebedürftige leiden meist an mehreren chronischen Erkrankungen und erhalten daher eine Vielzahl von Medikamenten. Die Multimedikation birgt zahlreiche Risiken, u. a. kommt es zu Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und potenziell inadäquater Medikation (PIM) sowie vermehrten Krankenhausaufnahmen und einer erhöhten Mortalität.
Bewohner:innen in Einrichtungen der Langzeitpflege sind aufgrund altersbedingter Veränderungen und insbesondere ihrer Gebrechlichkeit und der hohen Prävalenz von Demenzen besonders sensibel für unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Viele Medikamente verfügen über Nebenwirkungen, die besonders im Alter zur Sedierung führen, das Sturzrisiko erhöhen oder anticholinerge Effekte haben, die u. a. die Kognition beeinträchtigen. Diese PIM wird besonders häufig Heimbewohner:innen verordnet.
Der Medikationsprozess in Einrichtungen der Langzeitpflege ist sehr komplex und bedarf zahlreicher Abstimmungsprozesse. Neben der korrekten Medikamentenvergabe haben Pflegefachkräfte weitere wichtige Aufgaben, wie das Beobachten von Wirkungen und Nebenwirkungen sowie die Kommunikation dieser Beobachtungen an verordnende Ärzt:innen und die heimversorgenden Apotheker:innen. Auf diese Weise beeinflussen Pflegefachkräfte die Verordnung von Psychopharmaka und können zur Qualität der Medikation von Bewohner:innen von Einrichtungen der Langzeitpflege beitragen. Nationale und internationale Studien weisen darauf hin, dass eine Verbesserung der Multimedikation und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in Pflegeheimen nur durch interprofessionelle Zusammenarbeit erreicht werden kann.