Neuer Hinweis auf Enteroviren als Typ-1-Diabetes-Trigger

Kinder, die sich mit Enteroviren infiziert haben, erkranken häufiger an Typ-1-Diabetes. Diese Korrelation wird nun auch aus Asien berichtet. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Diabetologie. Die ersten Dokumente über einen möglichen Zusammenhang zwischen Enterovirus-Infektionen und der Pathogenese des Typ-1-Diabetes sind bereits mehr als 40 Jahre alt. Besonders umfangreich ist inzwischen die Datenlage zu Coxsackie-B-Viren, aber auch für eine Beteiligung von Coxsackie-A-Viren, Echoviren und andere Enteroviren der Spezies A bis D gibt es Indizien. Gestützt wird die Hypothese der viralen Diabetes-Trigger nun auch durch Daten aus Asien, wo ebenso wie in Europa und den USA ein Anstieg der Typ-1-Diabetes-Inzidenz beobachtet wird: Nach Krankenversicherungsakten aus Taiwan haben Kinder mit dokumentierter Enterovirus-Infektion ein fast 50% höheres Erkrankungsrisiko als nicht infizierte Kinder. In den Jahren 2000–2008 war bei 570.133 Kindern und Jugendlichen eine Infektion mit Enteroviren diagnostiziert worden. Die Typ-1-Diabetes-Inzidenz betrug bei ihnen 5,73 pro 100.000 Personenjahre und lag damit signifikant höher als in der Vergleichsgruppe ohne Enterovirusinfektion mit 3,89 pro 100.000 Personenjahre. Wurden bekannte Risikofaktoren für die Autoimmunerkrankung berücksichtigt, dann hatten infizierte Kinder während der medianen Beobachtungszeit von sechs Jahren ein um 48% erhöhtes Erkrankungsrisiko. Weniger Typ-1-Diabetes bei Allergikern Die positive Korrelation zwischen Enterovirus-Infekt und Typ-1-Diabetes bestand bei Mädchen und Jungen sowie in allen Altersgruppen bis zum zehnten Lebensjahr, jedoch nicht bei älteren Kindern oder Kindern mit allergischer Rhinitis oder Bronchialasthma. Die beiden atopischen Erkrankungen waren in dieser wie auch schon in früheren Untersuchungen mit einer insgesamt niedrigeren Typ-1-Diabetes-Rate assoziiert. Vermutet wird, dass die Verschiebung der Immunantwort in Richtung T-Helferzellen vom Typ 2 einen gewissen Schutz vor einem Typ-1-Diabetes bietet, da dieser von T-Helferzellen vom Typ 1 vermittelt wird. Die deutliche Zunahme des Typ-1-Diabetes in Taiwan kann nach Ansicht der Studienautoren von der Universität in Taichung „zu großen Teilen auf die endemische Ausbreitung von Enterovirus-Infektionen unter Kindern zurückgeführt werden“. In Taiwan sind in den Jahren 2000–2008 die Infektionsraten mit Enteroviren um gut 10% gestiegen. Impfen gegen Diabetes? Dass der beobachtete Zusammenhang zwischen den Enteroviren und der Autoimmunerkrankung tatsächlich kausal ist, darauf deuten auch Laborexperimente hin. Danach können die Viren in Mäusen einen Typ-1-Diabetes induzieren und sie sind in der Lage, humane Inselzellen in Kultur zu befallen und zu lysieren. Die Ärzte aus Taiwan hoffen daher, mit den Viren einen möglichen Schlüssel zur Diabetes-Prävention in der Hand zu haben: „Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Impfung gegen Enteroviren den Anstieg der Typ-1-Diabetes-Inzidenz aufhalten könnte.“

Springer Medizin

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