Erschienen in:
01.04.2004 | Originalien
Diagnostik und Therapie akuter Beschwerden nach „HWS-Distorsion“ in Deutschland
Ergebnisse einer Umfrage an chirurgischen und unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. M. Schnabel, M. Weber, T. Vassiliou, D. Mann, M. Kirschner, L. Gotzen, G. Kaluza
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2004
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Zusammenfassung
Die HWS-Distorsion ist von großer klinischer und sozioökonomischer Bedeutung. Eine Vielzahl von Problemen im Hinblick auf Diagnostik, Klassifikation, Therapie und Begutachtung sind bis heute nicht oder nur unzureichend gelöst. Ziel der vorliegenden Umfrage war es den aktuellen Stand des Vorgehens beim Vorliegen einer akuten HWS-Distorsion an chirurgischen und unfallchirurgischen Kliniken in Deutschland zu evaluieren. Es wurden 1568 Kliniken in Deutschland angeschrieben und um die Beantwortung eines standardisierten, einseitigen Fragebogens zur Diagnostik, Klassifikation und Therapie der HWS-Distorsion gebeten. Zudem wurde nach der subjektiven Einschätzung der Ärzte zum Beschwerdebild gefragt. Beantwortet wurden 540 (34,44%) Fragebögen. Bezüglich der klinischen Untersuchung besteht Konsens. Konventionelle Röntgenaufnahmen der HWS in 2 Ebenen werden routinemäßig in 82,6% der Kliniken indiziert. Für die Anordnung von Funktionsaufnahmen (durchschnittlichen 39,1%) ergibt sich ein sehr inhomogenes Bild. HWS-Distorsionen werden in 68,9% der Kliniken nicht, in 13,2% nach der „Quebec Task Force“ und in 13,9% nach Erdmann klassifiziert. Die HWS-Krawatte gehört in 85,6% zum therapeutischen Vorgehen; 30% der Patienten wird lediglich eine Krawatte verordnet, 55,6% erhalten zusätzlich Physiotherapie. Bei 8,3% wird nur Krankengymnastik verordnet. Nach der subjektiven Einschätzung der Ärzte sind psychologische Faktoren für chronische Verläufe, nicht aber für die Akutphase von Bedeutung. Die große Variabilität der Maßnahmen zur Diagnostik, Klassifikation und Behandlung an deutschen Kliniken spiegelt die bekannten Probleme im Umgang mit dem Beschwerdebild der HWS-Distorsion wieder. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur funktionellen Behandlung sind bisher nur in begrenztem Maße in den klinischen Alltag übernommen worden.