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Erschienen in: Der Gynäkologe 2/2007

01.02.2007 | Leitthema

Die Herausforderung des Sterbens annehmen

Gemeinsames Hirtenschreiben der Bischöfe von Freiburg, Strasbourg und Basel

verfasst von: Dr. theol. R. Zollitsch, J. Dorè, K. Koch

Erschienen in: Die Gynäkologie | Ausgabe 2/2007

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Zusammenfassung

In diesem Hirtenschreiben wird der Umgang des Menschen mit dem Sterben thematisiert. Kritisiert wird, dass in der modernen Gesellschaft der Mensch primär von seiner Leistungsfähigkeit her beurteilt wird und sich selbst von dort her beurteilt. Dem wird die bewusste Annahme der untrennbar mit dem Leben verbundenen Realität des Leidens und Sterbens entgegengesetzt, die dem Menschen unabhängig von Leistungskriterien die ihm zustehende Würde verleiht. Für Angehörige und Pflegende bedeutet dies, dass sie wahre Solidarität mit dem Sterbenden dann leisten, wenn sie ihm helfen, diese Realität zu akzeptieren. Dies ist auch das Anliegen der Hospizbewegung. Dazu gehört, dass abgeschätzt werden muss, wann der Zeitpunkt gekommen ist, von kurativer zu palliativer Therapie überzugehen. Es gilt aber für den behandelnden Arzt ohne Einschränkung das Tötungsverbot ebenso wie das Verbot der Beihilfe zum Suizid. Leiden und Sterben ist Teil der Lebensrealität, und somit ist es Ausdruck der Würde des Menschen, wenn er dieses durchzutragen hilft und selber durchträgt.
Fußnoten
1
Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Evangelium vitae“ (1995), Nr. 64: „Infolge der Fortschritte auf medizinischem Gebiet und in einem kulturellen Umfeld, das sich der Transzendenz zumeist verschließt, weist die Erfahrung des Sterbens heute einige neue Wesensmerkmale auf. Denn wenn die Neigung vorherrscht, das Leben nur in dem Maße zu schätzen, wie es Vergnügen und Wohlbefinden mit sich bringt, erscheint das Leiden als eine unerträgliche Niederlage, von der man sich um jeden Preis befreien muss. Der Tod, der als ‚absurd‘ angesehen wird, wenn er ein Leben plötzlich unterbricht, das noch für eine an möglichen interessanten Erfahrungen reiche Zukunft offen ist, wird dagegen dann zu einer ‚beanspruchten Befreiung’, wenn das Dasein bereits für sinnlos gehalten wird, weil es in Schmerz getaucht und unerbittlich für weiteres noch heftigeres Leiden bestimmt ist.“
 
2
Ein wichtiges Dokument der internationalen Staatengemeinschaft, die Charta des Europarates zum „Schutz der Menschenrechte und der Würde unheilbar Kranker und Sterbender“ aus dem Jahre 1999 proklamiert deshalb ausdrücklich, dass sich die unverletzbare Würde des Menschen über alle Phasen des Lebens erstreckt und daher auch den Anspruch auf ausreichenden Schutz und wirksame Unterstützung und Hilfe beim Sterben umfasst. In ihrer letzten Bestimmung fordert die Charta ausdrücklich, dass der Respekt vor der Würde Sterbender absichtliche Tötungshandlungen niemals legitimieren kann; auch die Äußerung eines Sterbewunsches stellt keinen ausreichenden Rechtfertigungsgrund für willentliche Handlungen dar, die den Tod herbeiführen sollen.
 
3
Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Evangelium vitae“ (1995), Nr. 72
 
4
Vgl. Papst Benedikt XVI., Enzyklika „Deus caritas est“ (2006), Nr. 34
 
5
Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Evangelium vitae“, Nr. 65
 
6
Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Evangelium vitae“, Nr. 70: „Der Wert der Demokratie steht und fällt mit den Werten, die sie verkörpert und fördert: Im Hinblick auf die Zukunft der Gesellschaft und die Entwicklung einer gesunden Demokratie ist es daher dringend notwendig, das Vorhandensein wesentlicher, angestammter menschlicher und sittlicher Werte wieder zu entdecken, die der Wahrheit des menschlichen Seins selbst entspringen und die Würde der Person zum Ausdruck bringen und schützen: Werte also, die kein Individuum, keine Mehrheit und kein Staat je werden hervorbringen, verändern oder zerstören können, sondern die sie nur anerkennen, achten und fördern werden müssen.“
 
7
Papst Benedikt XVI., Enzyklika „Deus caritas est“, Nr. 39
 
Metadaten
Titel
Die Herausforderung des Sterbens annehmen
Gemeinsames Hirtenschreiben der Bischöfe von Freiburg, Strasbourg und Basel
verfasst von
Dr. theol. R. Zollitsch
J. Dorè
K. Koch
Publikationsdatum
01.02.2007
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Die Gynäkologie / Ausgabe 2/2007
Print ISSN: 2731-7102
Elektronische ISSN: 2731-7110
DOI
https://doi.org/10.1007/s00129-006-1942-y

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