Erschienen in:
11.07.2014 | Editorial
Die Sorgen mit der Vorsorge
verfasst von:
Prof. Dr. med. Peter Mallmann
Erschienen in:
gynäkologie + geburtshilfe
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Ausgabe 4/2014
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Auszug
Seit einigen Monaten gerät das onkologische Weltbild in der Gynäkologie ins Wanken. War unsere tägliche Arbeit seit Einführung des Zytologiescreenings durch Papanicolou von dem Prinzip geprägt: „Je früher erkannt, umso besser behandelt“ findet jetzt eine öffentliche Diskussion bezüglich der Effektivität und Kosten-Nutzen-Relation der Vorsorge insgesamt statt. Ein Editorial im renommierten BMJ [2014, 348, G1403] „Too much Mammography“ und die Frage im New England Journal of Medicine, ob Mammografiescreeningprogramme gänzlich abgeschafft werden sollten [N Engl J Med 2014, 370, 1965]: “Abolishing Mammographyscreening programs? A view from the swiss medical board“ haben nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in den Medien für Aufsehen gesorgt, wie der Artikel „Auch um die Mammographie gibt es Streit“ in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 25. Mai 2014 dokumentiert. Basis dieses Editorials waren die Ergebnisse des Schweizer Mammografiescreeningprogramms. Darin wird die Forderung nach Beendigung laufender Screeningprogramme dadurch begründet, dass zwar ein Todesfall pro 1.000 Frauen durch ein Screeningprogramm verhindert werden kann, für jede gerettete Frau erhalten jedoch 490–670 Frauen einen falsch-positiven Befund, 70–100 eine unnötige Biopsie und 3–14 Frauen die Überdiagnose eines Karzinoms, das klinisch nie in Erscheinung getreten wäre. …