Erschienen in:
01.07.2022 | Historische Profile
Donald Nixon Ross (1922–2014)
verfasst von:
Prof. Dr. H. E. Ulmer
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 4/2022
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Auszug
Immer wieder einmal im Lauf der Zeit ist das Phänomen zu beobachten, dass es in bestimmten Regionen durch das beiläufige Aufeinandertreffen bestimmter Umstände oder bestimmter Menschen spontan zu Entwicklungen kommt, die sich meist erst im Nachhinein in ihrer nachhaltigen Bedeutung erkennen lassen. Ein solcher Fall ereignete sich z. B. in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Südafrika. Zu dieser Zeit hatte die dominierende Mehrheit der Bevölkerung genealogisch einen europäischen Hintergrund, meist britischer oder niederländischer Herkunft. Nur eine Minderheit war schwarz-afrikanischen Ursprungs. Einfluss und Reichtum der weißen Bewohner waren rasch gestiegen und hatten so die eigentlichen, schwarzen Ureinwohner in ihrer Bedeutung nahezu vollständig zurückgedrängt. Viele Schulen und alle Universitäten des Landes durften nur von Bürgern weißer Hautfarbe und europäischer Herkunft besucht werden. Der Wettbewerb um Wohlstand und Bildung spielte sich zu jener Zeit aber weniger zwischen weiß und schwarz ab, wie in späteren Zeiten, sondern zwischen den angloafrikanischen und den niederländisch-afrikanischen Bildungsstätten, denen der sog. Buren. Die Universitäten waren unterschiedlich zugeordnet: An der Universität von Kapstadt wurde in englischer Sprache und nach dem britischen System unterrichtet, in Stellenbosch, kaum 50 km entfernt, jedoch in der Sprache Afrikaans, und im Curriculum nach dem kontinentaleuropäischen System der Buren. Andererseits wiederum die Witwatersrand-Universität in Johannesburg mit britischer Ausrichtung und englischen Professoren, in der Landeshauptstadt Pretoria dagegen in Afrikaans und nach kontinentaleuropäischem System. Unabhängig davon waren die meisten weißen Einwohner des Landes in der Regel beider Sprachen mächtig und mit beiden Kulturen vertraut. Da jedoch weder das individuelle, das soziale noch das politische Umfeld den Nachkommen der Einwanderer vor Ort eine zufriedenstellende wirtschaftliche oder kulturelle Zukunft zu bieten schien, wanderten diese konsequenterweise sehr oft, entweder zeitweise oder auch für immer, wieder in die inzwischen wirtschaftlich und politisch weitgehend stabilisierten ehemaligen Herkunftsländer ihrer Vorfahren zurück. Beispiele aus dem kardiologischen Bereich sind hierfür etwa Christiaan Barnard, Herzchirurg, Velva Schirer, Kardiologe, Abraham Rudolph, klinischer Physiologe, sowie auch Donald Ross, der Herzchirurg. …