Erschienen in:
01.05.2008 | Originalien
Doppelballonenteroskopie in der Chirurgie
Ein erster Erfahrungsbericht
verfasst von:
Dr. C. Tonus, G. Neupert, H.-J. Glaser, K. Stienecker
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 5/2008
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Zusammenfassung
Einleitung
Seit ca. 4 Jahren wird in Deutschland die endoskopische Technik der Doppelballonenteroskopie (DBE) im Rahmen der Dünndarmdiagnostik eingesetzt. Um erstmalig die Bedeutung dieser Methode für den chirurgischen Alltag zu überprüfen, wurden die Ergebnisse aller von Dezember 2004 bis September 2006 untersuchten Patienten retrospektiv ausgewertet.
Material und Methoden
Im genannten Zeitraum erfolgten 106 Enteroskopien bei 75 Patienten (42 männlich, 33 weiblich) im Alter von 16–84 Jahren. 75-mal wurde der orale, 31-mal der anale Zugang gewählt. Indikationen waren überwiegend rezidivierende mittlere gastrointestinale Blutungen.
Ergebnisse
Bei 7 von 106 Untersuchungen gelang die komplette Inspektion des Dünndarms in einem Arbeitsgang (von oral), in den meisten Fällen war ein kombiniertes orales/anales Vorgehen notwendig. Die totale Endoskopie wurde im vorliegenden Krankengut in 21,3% der Fälle erzielt. Bei 41 Untersuchungen (54,7%) konnte ein pathologischer Befund erhoben werden. Dazu gehörten 11 Patienten mit Angiodysplasien (14,7%), die erfolgreich mittels Argonplasmakoagulation (APC) behandelt, sowie 7 Patienten mit Dünndarmpolypen (9,3%), die endoskopisch abgetragen wurden. Weitere Befunde beschrieben Divertikel (6,7%), Crohn-assoziierte Veränderungen (4,0%), Dünndarmtumoren (4,0%), extraluminäre Pathologika (2,6%), Stenosen (1,3%) und Sonstige (8,0%). Nebenbefundlich kamen in 5,3% der Fälle Läsionen im Kolon/Rektum sowie in 4,0% der Fälle krankhafte Veränderungen im Ösophagus und Magen zur Darstellung. Schwere Komplikationen traten im eigenen Krankengut bei einem Patienten in Form einer Perforation nach Polypektomie auf. Therapeutische Konsequenzen resultierten bei 40,0% aller Untersuchten. Bei 6 von 75 Patienten (8,0%) ergab sich die Indikation zur chirurgischen Intervention. Im Detail handelte es sich um 5 Dünndarmresektionen sowie eine Bypassoperation bei infiltrierend wachsendem Pankreaskarzinom. Endoskopische Interventionen rangierten bei 25,3%, medikamentöse Behandlungen wurden bei 10,7% der Patienten eingeleitet.
Schlussfolgerung
Die DBE hat bei adäquater Indikationsstellung eine hohe diagnostische Ausbeute. Meist ist eine unmittelbare endoskopische Therapie der Befunde möglich, ein wesentlicher Vorteil gegenüber bisher üblichen Untersuchungsmethoden. Eine Operationsindikation erwächst im eigenen Krankengut bei 8,0% aller Untersuchten. Der Literaturvergleich beschreibt chirurgische Interventionen bis zu 22%.