Kaffee gegen Atemnot bei epileptischen Anfällen

Starke Kaffeetrinker erleiden bei einem epileptischen Anfall deutlich seltener eine transiente Hypoxie. Vielleicht kann Koffein auch den plötzlichen Epilepsietod verhindern. Eine respiratorische Dysfunktion ist eine häufige Begleiterscheinung von epileptischen Anfällen und wird bei etwa einem Drittel aller fokalen sowie bei über 80% aller generalisierten klonisch-tonischen Anfälle beobachtet, erläuterte Dr. Julie Bourgeois-Vionnet auf der virtuellen Tagung der europäischen Neurologengesellschaft EAN. Aufgrund von Apnoe und Hypoventilation kommt es zur iktalen und postiktalen Hypoxie, im schlimmsten Fall zum plötzlichen Epilepsietod (SUDEP), so die Neurologin vom neurowissenschaftlichen Forschungszentrum in Lyon in Frankreich. Als eine Ursache der Atemsuppression wird die Freisetzung von Adenosin erachtet. Entsprechend sollte sich der Effekt unter dem Einfluss von Adenosin-Rezeptor-Antagonisten wie Koffein abschwächen. Eine Studie von Neurologen um Bourgeois-Vionnet scheint diesen Verdacht zu bestätigen: Kaffeeliebhaber entwickelten bei einem überwachten epileptischen Anfall deutlich seltener eine Hypoxie als koffeinabstinente Patienten. Zudem zeigte sich ein Dosiseffekt: Je mehr Kaffee die Patienten tranken, umso besser war die Sauerstoffsättigung im Anfall. Kein Kaffee – achtfach häufiger Hypoxien Das Team um Bourgeois-Vionnet hatte Angaben einer Studie ausgewertet, für die sich 156 Epilepsiekranke einem Langzeitmonitoring unterzogen, wobei auch die periphere Sauerstoffsättigung bestimmt wurde. 108 von ihnen entwickelten im Laufe der Studie einen epileptischen Anfall. Insgesamt konnten die Ärzte 328 einzelne Anfälle auswerten. Bei 23% davon kam es zu einer transienten Hypoxie, definiert als ein SpO2-Wert von weniger als 90% für mindestens fünf Sekunden. Empfehlung der Redaktion Epilepsie – Themenseite Ob fokaler oder generalisierter Anfall – Übersichten, News, Interviews und kommentierte Studienreferate zur Epilepsie, einer der häufigsten chronischen ZNS-Erkrankungen, finden Sie auf dieser Themenseite. Wie erwartet, traten Hypoxien besonders häufig bei generalisierten tonisch-klonischen Anfällen auf (zu 67%), ebenso bei einem temporal gelegenen Epilepsieherd (zu 39%). Dagegen gab es keinen Zusammenhang mit Alter, Geschlecht oder Dauer des Anfalls. Schauten die Forscher jedoch nach dem Kaffeekonsum, so fanden sie einen erstaunlichen Dosiseffekt: 44% der Anfälle bei Kaffeeabstinenzlern gingen mit einer transienten Hypoxie einher, aber nur 10% der Anfälle von Patienten mit hohem Kaffeekonsum (mindestens vier Tassen täglich). Bei ein bis drei Tassen am Tag betrug die Rate hypoxischer Anfälle 16%, bei gelegentlichem Kaffeegenuss 23%. Wurden sämtliche Begleitfaktoren berücksichtigt, kamen die Forscher auf ein rund achtfach erhöhtes Risiko für hypoxische Anfälle bei Kaffeeabstinenzlern im Vergleich zu starken Kaffeetrinkern. Sollte sich der Zusammenhang in weiteren Studien bestätigen, könnte dies auch neue Wege in der SUDEP-Prävention eröffnen, sagte Bourgeois-Vionnet. Möglicherweise gibt es aber auch andere Gründe für den Zusammenhang. Vielleicht ist ein hoher Kaffeekonsum nur ein Zeichen für eine weniger beeinträchtigende Epilepsie. Wer viele Medikamente nehmen muss oder aufgrund der Epilepsie kognitiv stark eingeschränkt ist, trinkt vermutlich seltener Kaffee. Quelle: European Academy of Neurology (EAN) Virtual Congress, EPR1078: Bourgeois-Vionnet, Julie. Relation between caffeine consumption and risk of seizure-related respiratory dysfunction in patients with drug-resistant focal epilepsy.

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