Erschienen in:
03.02.2021 | EKG | Schwerpunkt
Lokalisation ventrikulärer Extrasystolen im 12-Kanal-EKG
verfasst von:
Bastian Fries, Victoria Johnson, Wiebke Rutsatz, Jörn Schmitt, PD Dr. Harilaos Bogossian
Erschienen in:
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
|
Ausgabe 1/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Fortschritte der kardialen Bildgebung und bei den 3‑D-Mappingverfahren haben in der letzten Dekade zu einem signifikanten Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Korrelation ventrikulärer Extrasystolen (VES) mit anatomischen Strukturen geführt. Bei allem technischen Fortschritt bleibt die Interpretation des 12-Kanal-EKGs Grundlage für die klinische Praxis. So lässt sich mit fundiertem Grundwissen über die kardiale Anatomie und Erregungsausbreitung – unter Berücksichtigung der Limitationen der Methode – die Herkunft ventrikulärer Ektopien mit hinreichender Genauigkeit bestimmen. Zur groben Eingrenzung reichen bereits wenige Anhaltspunkte. Anhand des Lagetyps kann zwischen einem diaphragmalen Ursprung mit superiorer Achse und einem weiter superior gelegenen Ursprung mit einem nach inferior gerichteten Summationsvektor unterschieden werden. In den Brustwandableitungen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem linksventrikulären Ursprung einer Ektopie ausgegangen werden, wenn diese eine Rechtsschenkelblock-Morphologie oder positive Konkordanz zeigt. Eine Linksschenkelblock-Morphologie kann neben dem rechten Ventrikel als Ursprungsort auch das interventrikuläre Septum miteinschließen. Je später die R/S-Transition der Brustwandableitungen erfolgt, desto weiter anterior ist der Ursprung der VES. Die sich kreuzenden Ausflusstrakte der Ventrikel erschweren eine Lokalisation von VES aus diesem Bereich. Hier gibt v. a. die Form und Höhe der R‑Zacke in V1–V3 einen Aufschluss über den möglichen Ursprungsort. Unschärfen in der EKG-Lokalisation bestehen insbesondere bei semimobilen Strukturen wie den Papillarmuskeln und dem Moderatorband, mit variablem Verlauf innerhalb der Ventrikel. Auf Basis der so gewonnenen Informationen kann in der Folge eine fundierte Einschätzung über die Prognose und den zu erwartenden Erfolg einer medikamentösen oder invasiven Therapie getroffen werden.