Erschienen in:
17.03.2022 | Eklampsie | Leitthema
Notfälle in der Geburtshilfe
Erkennen – Entscheiden – Entbinden
verfasst von:
Dr. Beate Hüner, Professor Frank Reister
Erschienen in:
Die Gynäkologie
|
Ausgabe 4/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Notfälle in der Geburtshilfe sind selten, jedoch mit einer hohen maternalen und fetalen Morbidität und Mortalität assoziiert. Die große Herausforderung in geburtshilflichen Notfallsituationen ist das schnelle und situationsentsprechende Management durch ein interdisziplinäres Team mit der zeitgleichen Berücksichtigung sowohl des maternalen als auch des fetalen Zustandes. Jeder der im Beitrag besprochenen Notfälle – der maternale Kreislaufkollaps, die Eklampsie, die Schulterdystokie und der Nabelschnurvorfall – ist für sich genommen ein seltenes Ereignis im Kreißsaalalltag, benötigt aber gänzlich unterschiedliche zeitkritische wie zielgerichtete Maßnahmen. So zählt beim maternalen Kollaps die perimortale Sectio innerhalb von 5 min zu der entscheidenden Maßnahme für die maternale Prognose, während bei der Eklampsie zunächst die Stabilisierung des maternalen Kreislaufes vor einer Entbindung im Vordergrund steht. Klar strukturierte und formulierte Handlungsalgorithmen helfen bei der Umsetzung der Maßnahmen in der jeweilige Situation. Dies verbessert nachweislich das maternale und fetale Outcome. Lassen sich Risikofaktoren für geburtshilfliche Notfälle in der Anamnese oder im Geburtsverlauf antizipieren, sollten diese mitberücksichtigt werden. Je nach Risikofaktoren sind auch spezifische prophylaktische Maßnahmen notwendig.
Schlussfolgerung
Notfälle in der Geburtshilfe wird es trotz individualisierten Risikomanagements immer geben. Allerdings sind sie selten, gehören also nicht zur Routine. In der akuten Notfallsituation ist ein situationsentsprechende Management mit einem interdisziplinäre Team notwendig. Ein regelmäßiges Training mit allen im Kreißsaal tätigen Berufsgruppen anhand standardisierter Algorithmen führt zu mehr Routine im Umgang mit Notfällen und sollte deshalb fest implementiert werden.