Orientierende Untersuchungen zur Erkennung von Störungen der primären Blutungszeit.
Beschreibung
Blutungen durch kleinere Verletzungen werden vor allem durch Thrombozytenaggregation gestillt. Die Blutungszeit kann deshalb eine erste Aussage bei Verdacht auf Thrombozytenmangel (Thrombozytopenie) oder Thrombozytendysfunktion liefern. Die Blutungszeit wird durch verschiedene Prozedere bestimmt. Die wichtigsten sind:
Blutungszeit nach Duke (Duce)
Lanzettenstich 3 mm tief in den Ohrläppchenrand (oder die Fingerbeere)
Den ersten austretenden Bluttropfen vorsichtig abwischen
Austretendes Blut mit Filterpapier alle 15 s ohne Wundrandberührung abtupfen
Zeit vom Stich bis zur Blutstillung (Filterpapier bleibt blutfrei) messen
Norm 2–4 (5) min
Blutungszeit nach Ivy
Blutdruckmanschette am Oberarm anlegen (40 mmHg)
Kleinen Stich 2 mm tief in venenfreie Stelle der Volarseite des Unterarms etwa 2 Finger breit unterhalb der Ellenbeuge setzen
Mit Fließpapier austretendes Blut alle 10–15 s ohne Wundrandberührung absaugen
Zeit messen zwischen Stich und Blutstillung (Papier bleibt blutfrei)
Norm bis 3(4) min
Blutungszeit nach Marx (subaquale Blutungszeit)
4 mm tiefer Lanzettenstich in Fingerbeere
Beim Austreten des ersten Bluttropfens Zeitnahme starten
Sofortiges Eintauchen des Fingers in 25 °C warmes Wasser
Zeitnahme stoppen, wenn der im Wasser beobachtbare Blutfaden an der Fingerbeere abreißt
Norm bis 5 min
Eine verlängerte Blutungszeit liegt bei Thrombozytopenie, Thrombasthenie Glanzmann, Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom und stärkeren Störungen im exokrinen Gerinnungssystem vor. Weitere Ursachen sind Hyperheparinämie, Hyperfibrinolyse, Verbrauchskoagulopathie, toxische und infektiös-toxische Vasopathien. Eine verkürzte Blutungszeit kann auf Thrombozytosen und abnorme Kapillarkontraktion hinweisen. Die Bestimmung der Blutungszeit ist aufgrund der vielen individuellen Fehlermöglichkeiten schlecht reproduzierbar und wird deshalb heute seltener angewandt. Als schneller Übersichtstest für Störungen in der primären Hämostase ist er aber noch immer hinreichend aussagekräftig und kommt weiter im Klinikalltag zum Einsatz. Zu weiteren Thrombozytenfunktionstests Thrombozytenaggregation und -aktivierung.
Literatur
Hallmann L (1980) Klinische Chemie und Mikroskopie. Ausgewählte Untersuchungsmethoden für das medizinisch-klinische Laboratorium. Georg Thieme Verlag, Stuttgart