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Immundiffusion, lineare nach Oudin

Verfasst von: R. Westermeier
Immundiffusion, lineare nach Oudin
Synonym(e)
Immundiffusion, einfache
Englischer Begriff
immunodiffusion according to Oudin
Definition
Die einfache Immundiffusion nach Oudin ist eine Immunpräzipitationsmethode (s. Immunpräzipitation) zur quantitativen Bestimmung von Antigen in einer Probe. Hierzu füllt man ein antikörperhaltiges Agarosegel (s. Agarosegelelektrophorese) in ein enges Röhrchen. Nach dem Erkalten überschichtet man entweder mit gelöstem Antigen oder mit antigenhaltigem Agarosegel. An der Kontaktstelle entsteht eine Präzipitationsbande, die im Antikörpergel nach unten wandert. Am Äquivalenzpunkt stoppt die Bande und fällt als deutliches Präzipitat aus. Die Distanz der Präzipitatbande zur Kontaktstelle ist proportional zur Antigenkonzentration.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Bei dieser einfachen Immundiffusion im Röhrchen dient das Agarosegel der Fixierung und Stabilisierung der entstehenden Immunpräzipitate. Während der Diffusion der Präzipitinbande in das antikörperhaltige Gel verringert sich die Antigenkonzentration. Wenn das Antigen genügend verdünnt ist, bildet sich in der Äquivalenzzone an der Front ein unlöslicher Immunkomplex aus. Somit ist die Wanderungsdistanz proportional zur Antigenkonzentration (s. Abbildung).
Schematische Darstellung für ein Antigen und für drei verschiedene Antigene:
Es ist wichtig, polyklonale Antikörper (Immunglobuline, polyklonale) zu verwenden, da monoklonale Antikörper (Immunglobulin, monoklonales) keine dreidimensionalen Immunkomplexe bilden.
Bei Antigengemischen bilden sich in Abhängigkeit von der Antigenanzahl mehrere Präzipitatbanden, deren Abstände von der Kontaktfläche jeweils proportional zur Konzentration sind.
Einsatzgebiet
Quantitative Messungen von Antigenen.
Untersuchungsmaterial
Instrumentierung
Glasröhrchen.
Spezifität
Die Spezifität ist abhängig von der Qualität des Antikörpers. Bei hoher Qualität ist sie sehr hoch.
Sensitivität
Die Empfindlichkeit liegt im μg-Bereich der Antigenkonzentrationen. Die Empfindlichkeit der Coomassie-gefärbten Immunpräzipitate liegt bei 18 ng/mm2.
Fehlermöglichkeit
Leider sind die Immunpräzipitatbanden bei der einfachen Immundiffusion nicht stabil, da die Antikörperkonzentration konstant ist. Es muss also der richtige Zeitpunkt zur Auswertung eingehalten werden.
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Es gibt keine Automatisierung. Es werden hohe Mengen an Antikörpern benötigt, daher sind die Kosten hoch.
Literatur
Lottspeich F, Engels JW (Hrsg) (2012) Bioanalytik, 3. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg