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M65-Antigen

Verfasst von: S. Holdenrieder und P. Stieber
M65-Antigen
Synonym(e)
M65; CK18-Fragmente
Englischer Begriff
Definition
Mit dem M65-Test werden alle Zytokeratin-18-Fragmente nachgewiesen.
Struktur
Die sauren Zytokeratine 18 (CK18) sind Typ-I-Intermediärfilamente (IF) und liegen in epithelialen Zellen im Verbund mit basischen Zytokeratinen (IF Typ II), insbesondere mit CK8, vor. Während des Zelltods entstehen u. a. die löslichen CK18-Fragmente, die mit dem M65-Test erfasst werden. Die beiden Antikörper M5 und M6 des M65-Tests binden zwischen den Aminosäuren 300 und 380 und detektieren sowohl intakte wie auch Caspasen-gespaltene CK18-Fragmente. Es besteht eine hohe Korrelation zwischen dem M65-Test und dem Tissue polypeptide specific antigen-(TPS-)Assay, der ebenfalls CK18-Fragmente nachweist; allerdings sind beide Teste nicht identisch.
Molmasse
43 kDa und kleinere Fragmente.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
CK18 finden sich in Zellen epithelialen Gewebes sowie in Tumorzellen. Intrazellulär kommen ihnen neben stabilisierenden auch funktionelle Aufgaben zu. Durch Fragmentierung während des Zelltods werden CK18 wie auch andere Zytokeratine (z. B. CK19-Fragmente, CYFRA 21-1) löslich und können im Serum nachgewiesen werden. Die Freisetzung erfolgt bei Zelltodvorgängen aller Art, z. B. Apoptose, Nekrose und Autophagie. Mit dem M65-Test werden alle Arten von Zytokeratin-18-Fragmente nachgewiesen, d. h. die kompletten CK18 wie auch die durch M30-Antikörper (s. u. M30-Antigen) detektierten Fragmente. Das Verhältnis von CK18-Asp396-NE (M30) zu Gesamt-CK18 (M65) wird von einigen Gruppen zur Unterscheidung von apoptotischen und nekrotischen Zelltodprozessen vorgeschlagen.
Funktion – Pathophysiologie
Eine vermehrte Freisetzung der CK18-Fragmente (M65) wurde bei einer Vielzahl epithelialer Tumoren beschrieben, u. a. bei Mamma-, Lungen-, HNO-, gastrointestinalen, gynäkologischen und Prostatakarzinomen. Außerdem wurden erhöhte CK18-Serumkonzentrationen bei Patienten mit benignen, insbesondere hepatischen Erkrankungen gefunden. Während einer systemischen Chemotherapie stiegen die CK18-Werte bereits nach 24–48 Stunden deutlich an.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Analytik
Konventionelle Einheit
U/L.
Referenzbereich – Erwachsene
Keine Grenzwerte verfügbar.
Interpretation
Aufgrund der beträchtlichen individuellen Streuung der M65-Werte bei gesunden Personen und unterschiedlicher Ergebnisse in klinischen Studien existieren derzeit keine verbindlichen Grenzwerte. In mehreren Studien weisen Tumorpatienten höhere Serum-M65-Werte als Kontrollpersonen auf, wobei der Unterschied der Patientengruppen häufig deutlicher ausfällt als bei M30. Allerdings wurden auch erhöhte Werte bei differenzialdiagnostisch relevanten benignen Erkrankungen beschrieben, weshalb die diagnostische Wertigkeit derzeit noch unklar ist. Der frühe Anstieg der M65-Werte 24–48 Stunden nach systemischer Chemotherapie war in einzelnen Studien mit dem späteren Therapieansprechen assoziiert. Auch wurde bei einzelnen Tumoren eine prognostische Wertigkeit von M65 beschrieben. Umfassende klinische Studien mit derzeit etablierten Biomarkern für die einzelnen Tumorentitäten stehen noch aus. Momentan wird in Studiensettings das Verhältnis von CK18-Asp396-NE (M30) zu Gesamt-CK18 (M65) zur Differenzierung der Zelltodprozesse Apoptose und Nekrose verwendet.
Diagnostische Wertigkeit
Noch unklar; evtl. Prädiktion des Therapieansprechens und Prognose.
Literatur
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Linder S, Olofsson MH, Herrmann R et al (2010) Utilization of cytokeratin-based biomarkers for pharmacodynamic studies. Expert Rev Mol Diagn 10:353–359CrossRefPubMed
Scott LC, Evans TR, Cassidy J et al (2009) Cytokeratin 18 in plasma of patients with gastrointestinal adenocarcinoma as a biomarker of tumour response. Br J Cancer 101:410–417CrossRefPubMedPubMedCentral