Einleitung
Hinter dem Begriff Endosonografie oder endosonografischer Ultraschall verbergen sich ganz unterschiedliche Untersuchungstechniken. Eingegangen werden soll hier nur auf die Endosonografie des oberen Gastrointestinaltrakts. Die dafür genutzte Technik ist von der
Gastroskopie abgeleitet. Für Hinweise auf die bei beiden Methoden gemeinsame Geräte- und Untersuchungstechnik wird auf das Kap. Gastroskopie verwiesen. Zwei unterschiedliche Gerätetypen kommen bei der Endosonografie des oberen Gastrointestinaltrakts zum Einsatz: der Longitudinalscanner und der Radialscanner. (Video 1)
Untersuchungsgeräte
Longitudinalscanner
Der Longitudinalscanner besitzt wie das Duodenoskop, das für die
ERCP genutzt wird, eine
Seitblickoptik und einen seitlich endenden Arbeitskanal mit Albaran-Hebel. Ein Konvexschallkopf ist in der Längsachse der Optik bzw. des Arbeitskanals angebracht, sodass man Ultraschallbilder in dieser Achse erhält. Das Gerät ist somit für sonografisch gesteuerte
Punktionen geeignet, da die ausgefahrene Punktionsnadel im Ultraschallbild verfolgt werden kann. Im Übrigen sind mit dem Longitudinalscanner sehr gut Pankreas, Papillenregion, Gallengang, linker Leberlappen und linke Nebenniere sowie die Umgebung dieser Organe mit Lymphknotenregionen darzustellen.
Radialscanner
Der Radialscanner ist mit einer antegraden Optik versehen und der Ultraschallkopf um die Längsachse der Gerätespitze eingebaut. Somit erhält man kreisrunde Bilder im 360°-Winkel der Stelle, an der die Gerätespitze gerade liegt. Der Radialscanner eignet sich besonders zur Beurteilung der Ösophagus- und der Magenwand sowie angrenzender Strukturen. Eine sonografisch gesteuerte Punktion ist mit diesem Gerät nicht möglich.
Vorbereitung der Untersuchung
Für die Endosonografie des oberen Gastrointestinaltrakts muss der Patient zuvor
aufgeklärt werden und zur Untersuchung nüchtern sein. Eine
Sedierung ist obligat, es gelten hierbei die gleichen Regeln wie bei der
Gastroskopie.
Untersuchungstechnik
Endosonografie
Im Gegensatz zur
Gastroskopie wird bei der Endosonografie möglichst
wenig Luft insuffliert, da Luft den Kontakt zur Schleimhaut und damit die Sonografie behindert. Das Vorbringen des Geräts erfolgt deshalb weitgehend ohne Sicht und erfordert viel Erfahrung, zumal die Gerätespitze durch die zusätzlich eingebaute Technik besonders rigide ist. Im besonderen Maß gilt dies für den Longitudinalscanner, bei dem der Ultraschallkopf vor der lenkbaren Gerätespitze und der Kamera angebracht ist.
Der Untersucher orientiert sich wie bei der transabdominellen Sonografie an den gängigen
Leitstrukturen im Oberbauch. Die verwendeten Schallfrequenzen sind sehr viel höher als bei der transabdominellen Sonografie. Daraus resultiert eine höhere
Auflösung bei niedrigerer Eindringtiefe. Um
Nahfeldartefakte auszuschalten und eine bessere Auflagefläche auf die Schleimhaut zu erreichen, kann man bei beiden Gerätetypen einen über den Schallkopf gestülpten Ballon mit Wasser füllen. Wenn die Magenwand beurteilt werden soll, kann der Magen außerdem über den Arbeitskanal mit Wasser gefüllt und auf diese Weise distendiert werden.
Endosonografische Punktion
Die endosonografische Punktion dient in erster Linie der Materialgewinnung. Meist geschieht dies als Feinnadelpunktion , bei der eine spezielle Nadel über den Arbeitskanal in einen Tumor oder einen Lymphknoten vorgebracht wird, um dann mittels Sog Zellen aus dem fraglichen Areal zu gewinnen. Der Nadelinhalt wird auf Objektträgern ausgestrichen und der zytologischen Begutachtung zugeführt. Mit der Nadel können auch flüssigkeitsgefüllte Areale punktiert werden, die sich im Blickfeld des Scanners befinden und abgeklärt werden sollen.
Untersuchungsrisiken
Verletzungen sind vor allem beim Einführen des Geräts oder bei Passage von anatomischen oder pathologischen Engstellen zu befürchten. Das Risiko dafür ist aufgrund des Geräteaufbaus höher als bei der
Gastroskopie oder der
ERCP. Relevante Blutungen treten sonst nur bei Punktionen oder ähnlichen Manipulationen auf. Daher sollte bei geplanter Punktion keine relevante Gerinnungsstörung vorliegen und der Patient
keine Antikoagulantien einnehmen, die die Gerinnung allzu sehr kompromittieren.
Abschluss der Untersuchung
Nach der Untersuchung wird der Patient so lange überwacht, bis er wieder ganz wach und reaktionsfähig ist. Das Autofahren und das Führen von Maschinen im Allgemeinen bleiben für den gleichen Tag verboten. Auch die Geschäftsfähigkeit ist eingeschränkt. Der Patient darf frühestens eine Stunde nach der Untersuchung wieder Getränke und Nahrung zu sich nehmen.
Video/Audio
Below is the link to the Video/Audio.