Autoantikörper gegen den β1-Subtyp der Adrenorezeptoren (AR).
Funktion – Pathophysiologie
Die transmembranösen β-Adrenorezeptoren, von denen 3 Subtypen (β1, β2 und β3) unterschieden werden, gehören zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Bei Stimulation durch Katecholamine erfolgt eine Signaltransduktion über die β-Adrenorezeptor-Adenylylcyclase-Proteinkinase-A-Kaskade in die Zelle. Als „second messenger“ aktiviert zyklisches AMP intrazellulär Proteinkinase A, die verschiedene Zellproteine und auch die β-Adrenorezeptoren phosphoryliert, was zu einer Desensibilisierung und Downregulation der β-Adrenorezeptoren führt.
Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie weisen eine reduzierte Ansprechbarkeit der β1-Adrenorezeptoren auf. Pathogenetisch lässt sich diese auf einen verstärkten Sympathotonus oder auf agonistische Autoantikörper gegen β1-Adrenorezeptoren (β1-AR-Ak) zurückführen.
β1-AR-Ak wurden erstmals bei Patienten mit Chagas-Krankheit beschrieben, die weltweit zu einer der häufigsten Ursachen der dilatativen Kardiomyopathie (DKM) gehört. β1-AR-Ak werden jedoch auch bei Patienten mit idiopathischer DKM, Myokarditis sowie bei ischämischer Kardiomyopathie gefunden. Im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass β1-AR-Ak eine Apoptose von Kardiomyozyten induzieren. β1-AR-Ak sind nicht die einzigen Autoantikörper bei DKM; neben anderen Antikörpern gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren wie den muskarinischen Azetylcholinrezeptor Typ 2 wurden u. a. Antikörper gegen Proteine des kontraktilen Apparates beschrieben.
Zukünftig bietet die Bestimmung von β1-AR-Ak das Potenzial, Patienten mit DKM zu identifizieren, die von einer spezifischen Therapie mit β1-AR-Antagonisten oder β1-AR-Ak-Immunabsorption profitieren könnten.
Jahns R, Boivin V, Hein L et al (2004) Direct evidence for a β1-adrenergic receptor-directed autoimmune attack as a cause of idiopathic dilated cardiomyopathy. J Clin Invest 113:1419–1429CrossRef