Skip to main content

Erythropoetin

Verfasst von: H. Baum
Erythropoetin
Synonym(e)
Erythropoietin; EPO
Englischer Begriff
erythropoietin; EPO
Definition
Glykoprotein, das die erythrozytäre Vorläuferzellen zur Ausdifferenzierung stimuliert.
Struktur
Glykoprotein mit 4 antiparallelen α-Helix-Strukturen.
Molmasse
Ca. 30 kDa, wobei der Peptidanteil 18,4 kDa beträgt.
Halbwertszeit
Stunden.
Funktion – Pathophysiologie
Erythropoetin wird überwiegend (>90 %) von den Fibroblasten der peritubulären Kapillaren in der Niere gebildet und steht im Mittelpunkt der Regulation der Erythropoese. Ein kleinerer Teil wird in der Leber und in Makrophagen synthetisiert. Die Regulation der Erythropoetinsynthese erfolgt auf Transkriptionsebene durch den Transkriptionsfaktor Hypoxie-induzierbarer Faktor (HIF-1). Dieser konstant synthetisierte Faktor besteht aus den beiden Untereinheiten α und β. Bei hohem O2-Druck erfolgt eine Hydroxylierung der α-Untereinheit, was zu einem verstärkten Abbau des HIF-1 und somit zu einer Repression der Erythropoetintranskription führt. Das Erythropoetin bindet an spezifische Rezeptoren der erythrozytären Progenitorzellen (BFU-E, CFU-E). Dies führt zu einer Zellteilung und -reifung mit Erhöhung der Erythrozytenmasse und über den Anstieg des O2-Drucks zu einer negativen Rückkopplung auf die Erythropoetintranskription und -sekretion.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Heparinplasma. Keine besonderen Abnahmebedingungen.
Probenstabilität
Bei Raumtemperatur bis zu 2 Wochen, bei −20 °C >2 Monate.
Präanalytik
Andere Materialien als Serum oder Heparinplasma führen zu einer niedrigeren Wiederfindung.
Analytik
  • RIA
  • ELISA
Konventionelle Einheit
mIU/mL.
Internationale Einheit
IU/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
1.
Referenzbereich – Erwachsene
6–25 IU/L, jedoch stark abhängig vom eingesetzten Assay.
Referenzbereich – Kinder
S. Erwachsene.
Indikation
  • Verdacht auf renale Anämie
  • Unklare normozytäre Anämie
  • Vor einer Therapie mit Erythropoetin als Ausgangswert
Interpretation
Bei einer erhöht gemessenen EPO-Konzentration sind differenzialdiagnostisch in Erwägung zu ziehen:
Bei einer verminderten EPO-Konzentration kommen differenzialdiagnostisch in Betracht:
  • Renale Anämie (Ausmaß hängt vom funktionsfähigen Rest des Nierenparenchyms ab)
  • Polycythämia vera
Diagnostische Wertigkeit
Die Bestimmung des Erythropoetins ist primär zur Differenzialdiagnostik einer normochromen, normozytären hyporegenerativen Anämie indiziert. Ein Mangel an EPO ist dabei am häufigsten durch eine chronische Niereninsuffizienz verursacht. Eine erhöhte Konzentration ist bei absoluten oder relativen Anämien mit einer verminderten Sauerstoffsättigung des Gewebes nachweisbar.
Literatur
Kurtz A (2007) Funktion der Niere und Regulation des Wasser- und Elektrolythaushaltes – Erythropoietin. In: Löffler G, Petrides PE (Hrsg) Biochemie und Pathobiochemie, 8. Aufl. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 911–913
Tabbara IA (1993) Erythropoietin, Biology and Clinical Application. Arch Intern Med 153:298–304CrossRefPubMed