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Festphasenimmunglobulintest

Verfasst von: K. Kleesiek, C. Götting, J. Diekmann, J. Dreier und M. Schmidt
Festphasenimmunglobulintest
Synonym(e)
Capture test
Englischer Begriff
solid phase immunoglobuline technique
Definition
In einem Festphasenimmunglobulintest sind Blutgruppenantigene auf Erythrozytenmembranen an die Oberfläche der Vertiefung von Mikrotiterplaten fixiert. Der optische Nachweis einer Antigen-Antikörper-Reaktion erfolgt durch den Zusatz von Anti-Human-IgG-beladenen Erythrozyten. Diese Technik kann zur Blutgruppenbestimmung, zum Antikörpersuchtest und zur Antikörperdifferenzierung eingesetzt werden.
Der Vorteil dieser Technik liegt im Vergleich zum traditionellen Röhrchenansatz in einer höheren Sensitivität und der Möglichkeit einer Mechanisierung. Somit stellt diese Technik auch eine Alternative zum Säulenagglutinations-Test dar. Das methodische Prinzip des Festphasenimmunglobulintests beruht auf dem indirekten Antihumanglobulintest.
Funktion:
Der Test kann auf der Basis von Mikrotiterplatten (s. Mikrotiterplatte) in 2 Varianten durchgeführt werden:
  • Im Test der ersten Generation sind die Vertiefungen einer Mikrotiterplatte chemisch so präpariert, sodass bei jedem Test Erythrozytenmonolayer aus Suchzellen oder Probandenerythrozyten (Eigenansatz) selbst hergestellt werden.
  • Im Test der zweiten Generation sind die Erythrozyten zweier Suchzellen (Antikörpersuchtest) oder mehr bereits in den Vertiefungen einer Mikrotiterplatte fixiert.
Bei einer Antikörperdifferenzierung sind mehr (z. B. 11) antigendefinierte Zellen in den Vertiefungen der Mikrotiterplatte vorhanden. Durch ein spezielles chemisches Verfahren wird die Eigenfärbung der Erythrozyten eliminiert. Die Entfärbung der fixierten Erythrozyten ermöglicht eine visuell eindeutige Beurteilung der Testreaktion nach Zusatz der Indikatorerythrozyten.
Im Einzelnen werden bei der Testdurchführung Erythrozytenmembranen chemisch als erythrozytärer Monolayer in den konvexen Vertiefungen einer Mikrotiterplatte fixiert und dort in Kontakt mit Probandenserum gebracht. Während der Inkubation werden vorhandene Antikörper an die korrespondierenden Erythrozytenantigene gebunden. Das übrige Serum mit allen ungebundenen Antikörpern wird in einem anschließenden Waschschritt entfernt. Die entstandenen IgG-Antikörper-Antigen-Komplexe werden durch eine zweite Immunreaktion mit Indikatorerythrozyten, die mit Antikörpern gegen humanes IgG beladen sind, nachgewiesen. Sind Antikörper aus dem Probandenserum an die Erythrozyten des Monolayers gebunden, lagern sich die Indikatorzellen an diese Antikörper an. Nach abschließender Zentrifugation bildet sich ein rosafarbener erythrozytärer Zellrasen aus Indikatorerythrozyten, der sich mehr oder weniger gleichmäßig über den gesamten Boden der jeweiligen Konkavität verteilt. Ist das Probandenserum frei von erythrozytären Antikörpern der Immunglobulinklasse G, so binden die Indikatorzellen nicht an die Zellen des Monolayers und sammeln sich bei einer Zentrifugation in die Mitte der konkaven Vertiefung und bilden dort einen kompakten Erythrozytenknopf.
Literatur
Eckstein R, Zimmermann R (2015) Immunhämatologie und klinische Transfusionsmedizin, 7. Aufl. Urban & Fischer/Elsevier Verlag, München
Engelfried CP, Meulenbroek AJ (Hrsg) (2003) Immunohaematology. Sanquin Blood Supply Foundation, Amsterdam
Kiefel V (Hrsg) (2010) Transfusionsmedizin: Grundlagen – Therapie – Methodik, 4. Aufl. Springer, Berlin/Heidelberg/New York