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High Density Lipoprotein

Verfasst von: K. J. Lackner und D. Peetz
High Density Lipoprotein
Synonym(e)
α-Lipoproteine; HDL
Englischer Begriff
high density lipoprotein
Definition
Lipoproteinfraktion mit einer Dichte zwischen 1,063 und 1,21 g/mL.
Struktur
HDL bestehen zu je etwa der Hälfte aus Proteinen und Lipiden. Die wichtigsten Apolipoproteine des HDL sind ApoA-I und ApoA-II. Daneben kommen noch ApoC-I, ApoC-II und ApoC-III, ApoE und eine Reihe anderer Proteine in der HDL-Fraktion vor. Für wissenschaftliche Zwecke werden HDL noch in Subfraktionen unterschieden, die durch Dichtegradientenzentrifugation (HDL2 und HDL3) oder durch Gradientengelelektrophorese definiert werden.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
HDL werden zum größten Teil, wenn nicht vollständig, in der Zirkulation aus Vorläufern gebildet, die von der Leber sezerniert werden oder beim Stoffwechsel triglyzeridreicher Partikel entstehen. Diese bestehen aus ApoA-I und ApoA-II, Phospholipiden und wenig Cholesterin. Sie nehmen in der Zirkulation weitere Lipide und Apolipoproteine auf. Für die Entstehung reifer HDL-Partikel ist die Funktion der Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase (LCAT) und von Phospholipid-Transferprotein (PLTP) unverzichtbar.
Halbwertszeit
Ca. 3–5 Tage.
Funktion – Pathophysiologie
HDL gelten allgemein als antiatherogene Lipoproteine, da ihre Konzentration invers mit dem kardiovaskulären Risiko assoziiert ist. Die HDL sind essenziell für den sog. reversen Cholesterintransport, also den Transport von Cholesterin aus der Peripherie zur Leber. Da nichthepatische Zellen Cholesterin nicht abbauen, ist dies der wichtigste Weg zur Abgabe von überschüssigem Cholesterin. Diese Funktion der HDL gilt als ihre wichtigste antiatherogene Eigenschaft. Daneben werden antiinflammatorische Eigenschaften diskutiert.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, EDTA-Plasma; es sind auch Vollblutmethoden beschrieben.
Analytik
Die Bestimmung von HDL bezieht sich grundsätzlich auf die Bestimmung des HDL-Cholesterins. Dazu stehen Fällungsmethoden sowie direkte Methoden zur Verfügung. Die Bestimmung mittels Lipoproteinelektrophorese ist obsolet. Bei den Fällungsmethoden werden die ApoB-haltigen Lipoproteine aus der Probe ausgefällt, sodass nur noch HDL zurückbleibt. Als Fällungsreagenzien werden Phosphorwolframsäure/MgCl2, Heparin/MnCl2, Dextransulfat/MgCl2 oder Polyethylenglykol 6000 eingesetzt. Das Cholesterin der in Lösung bleibenden HDL-Fraktion wird dann enzymatisch bestimmt. Die Bestimmung des HDL-Cholesterins mit einer modifizierten Abell-Kendall-Methode nach vorheriger Abtrennung der VLDL-Fraktion mittels Ultrazentrifugation und Fällung der IDL/LDL-Fraktion mit Heparin/MnCl2 ist zwar formal keine Referenzmethode, gilt aber als zuverlässigstes Protokoll für eine korrekte Bestimmung und wird von den Centers of Disease Control (CDC) dafür empfohlen. Die wegen ihrer Automatisierbarkeit in der Diagnostik inzwischen überwiegend verwendeten direkten Methoden beruhen entweder auf der Verwendung Polyethylenglykol-modifizierter Cholesterinesterase und Cholesterinoxidase, denen nach Vorbehandlung der Probe mit alpha-Cyclodextrin nur noch das Cholesterin der HDL-Fraktion zugänglich ist, oder auf Vorinkubation der Probe mit einem Polyanion-Polymer/Detergenzgemisch. Auch hier setzen die Cholesterinesterase und -oxidase nur noch das HDL-Cholesterin um. Protokolle, die auf einer Magnetseparation mittels spezifischer Antikörper beruhen, haben sich nicht im Alltag durchgesetzt. Die genannten direkten Methoden erfüllen bei korrekter Handhabung die geforderten Kriterien einer Unrichtigkeit <5 % gegenüber der o. g. CDC-Methode und einer Unpräzision <4 %.
Konventionelle Einheit
mg/dL.
Internationale Einheit
mmol/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
0,02586.
Referenzbereich – Frauen
35–80 mg/dL.
Referenzbereich – Männer
30–65 mg/dL.
Referenzbereich – Kinder
Keine validen Angaben; aber außer in der Neugeborenenphase nicht grundsätzlich verschieden von den Erwachsenenwerten.
Indikation
Bestimmung des kardiovaskulären Risikos.
Diagnostische Wertigkeit
HDL-Cholesterinspiegel <40 mg/dL gelten unabhängig von den Verteilungswerten in der Bevölkerung als Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit. Werte <10 mg/dL sollten an eine genetische Form der Hypoalphalipoproteinämie denken lassen. Nach heutigem Kenntnisstand kommt erhöhten HDL-Cholesterinwerten keine klinische Bedeutung zu. Ursachen dafür können u. a. Defekte im CETP (Cholesterylester-Transferprotein) sein.
Literatur
Rifai N, Warnick GR, Dominiczak MH (2000) Handbook of Lipoprotein Testing, 2. Aufl. AACC Press, Washington, DC
Schwandt P, Richter O, Parhofer KG (2007) Handbuch der Fettstoffwechselstörungen. Schattauer Verlag, Stuttgart