Skip to main content

Cholesterin

Verfasst von: K. J. Lackner und D. Peetz
Cholesterin
Synonym(e)
Cholesterol
Englischer Begriff
cholesterol
Definition
Wichtigstes Sterol bei Wirbeltieren.
Struktur
C27H46O.
Strukturformel:
Molmasse
386,64 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Prinzipiell können alle Körperzellen Cholesterin in einem komplexen Prozess synthetisieren. Geschwindigkeitsbestimmendes Enzym der Biosynthese, dessen Synthese und Aktivität u. a. über eine Produktrückkopplung reguliert werden, ist die HMG-CoA-Reduktase. Daneben können alle Körperzellen Cholesterin rezeptorvermittelt aus der Zirkulation aufnehmen. Mit der Nahrung werden pro Tag ca. 0,2–1 g Cholesterin aufgenommen. Ausscheidung erfolgt über die Galle in Form von Cholesterin oder als Gallensäuren. Nicht hepatische Zellen können keine quantitativ bedeutsamen Mengen von Cholesterin abbauen. Eine Ausnahme bilden die Steroidhormon-produzierenden Gewebe, die Cholesterin in die jeweiligen Hormone (Glukokortikoide, Mineralokortikoide und Sexualhormone) umwandeln. Im Blut wird Cholesterin an Lipoproteine gebunden transportiert. Hier ist es zum größeren Teil an der OH-Gruppe des C3 mit einer Fettsäure verestert.
Halbwertszeit
Die Halbwertszeit von Cholesterin im Blut korreliert mit der Halbwertszeit der jeweiligen Lipoproteinpartikel. Das bedeutet, dass mit LDL transportiertes Cholesterin eine andere Halbwertszeit hat als mit HDL transportiertes.
Funktion – Pathophysiologie
Cholesterin ist das wichtigste Sterol aller Vertebraten. Es ist Bestandteil aller zellulären Membranen, deren Fluidität es beeinflusst. Daneben ist es Ausgangssubstanz für die Synthese von Steroidhormonen, Gallensäuren, Vitamin D u. a. Medizinisch ist Cholesterin als einer der wichtigsten Risikofaktoren der Atherosklerose in den Industrieländern von überragender Bedeutung.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Cholesterin wird üblicherweise aus Serum oder Plasma bestimmt. Es existieren aber auch Methoden zur Bestimmung aus Vollblut. Bei der Blutentnahme sollte der Patient 12 Stunden nüchtern sein, wobei inzwischen auch eine Blutentnahme in nicht nüchternem Zustand als akzeptabel für die Bewertung des kardiovaskulären Risikos angesehen wird. Es ist zu berücksichtigen, dass die Cholesterinspiegel aufgrund von Volumeneffekten im Sitzen um bis zu 5 % höher sind als im Liegen. Cholesterin ist außerordentlich stabil. Nach Abtrennung zellulärer Bestandteile, die durch Lyse den Cholesterinspiegel im Serum verändern können, ist die Cholesterinkonzentration bei Raumtemperatur für mindestens 4 Tage stabil. Bei −20 °C kann Serum mindestens 5 Jahre gelagert werden, ohne dass sich die Cholesterinkonzentration wesentlich verändert.
Analytik
Als definitive Methode gilt ein auf Isotopenverdünnung basierendes massenspektrometrisches Protokoll. Die Referenzmethode ist eine minimal modifizierte Methode nach Abell und Kendall. In der klinischen Routine wird Cholesterin enzymatisch bestimmt. Am weitesten verbreitet ist die Bestimmung mittels Cholesterinoxidase nach vorheriger Spaltung der Cholesterinester mit einer entsprechenden Cholesterinesterase nach dem Reaktionsschema in Abb. 1.
Daneben sind elektrochemische Bestimmung des O2-Verbrauchs und die UV-spektrometrische Bestimmung von Cholestenone beschrieben.
Die enzymatischen Methoden erreichen bei korrekter Handhabung eine Unpräzision <3 %. Störfaktoren: Bilirubin >20 mg/dL. Hämolyse und Lipämie stören nur minimal.
Konventionelle Einheit
mg/dL.
Internationale Einheit
mmol/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
0,02586.
Referenzbereich – Frauen
Referenzbereiche im eigentlichen Sinn existieren nicht. Stattdessen werden im Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko in Abhängigkeit vom Alter, Risikofaktoren und Vorerkrankungen meist Zielwerte für das LDL-Cholesterin angegeben. Die 95. Perzentile für Gesamtcholesterin liegt in Mitteleuropa in der 3. Lebensdekade bei ca. 220 mg/dL und steigt bis zur 7. Dekade auf ca. 280 mg/dL an.
Referenzbereich – Männer
S. oben. Das 95. Perzentil liegt bei Männern im höheren Alter mit ca. 270 mg/dL etwas niedriger als bei Frauen.
Referenzbereich – Kinder
95. Perzentile ca. 200 mg/dL.
Indikation
Jeder Erwachsene jenseits des 25. Lebensjahres sollte mindestens einmal eine Bestimmung von Cholesterin, Triglyzeriden und HDL-Cholesterin erhalten, um ein möglicherweise erhöhtes kardiovaskuläres Risiko zu entdecken.
Interpretation
Serumcholesterinspiegel werden zusammen mit den Triglyzeridwerten und insbesondere den Cholesterinkonzentrationen in der LDL- (Low Density Lipoprotein) und HDL-Fraktion (High Density Lipoprotein) bewertet. Dazu werden die Empfehlungen von Fachgesellschaften (z. B. European Society of Cardiology, European Atherosclerosis Society, American Heart Association) hinzugezogen.