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Kochsalz-Belastungstest

Verfasst von: W. Hubl
Kochsalz-Belastungstest
Synonym(e)
Natrium-Belastungstest; Kochsalz-Infusionstest, Aldosteron-Suppressionstest; Hickey-Hare-Test; Carter-Robbins-Test
Englischer Begriff
salt loading test; intravenous saline loading test
Definition
Beim Kochsalz-Belastungstest wird das extrazelluläre Flüssigkeitsvolumen vergrößert, wodurch bei Gesunden die Reninfreisetzung und sekundär die Aldosteronsekretion vermindert wird.
Bei Patienten mit einem Aldosteron-produzierenden Adenom bleibt dieser Aldosteronabfall aus.
Eine Modifikation dieses Tests stellt der Hickey-Hare-Test (Carter-Robbins-Test) dar. Hierbei wird eine hypertone (2,5 %ige) Kochsalzlösung infundiert und die Urinosmolarität bestimmt. Beim Diabetes insipidus centralis und renalis kommt es hierbei im Gegensatz zu Gesunden nicht zu einem Anstieg der Urinosmolarität und einer Verminderung der Harnmenge. Ein Anstieg der Urinosmolarität mit einer Verminderung der Diurese auf eine zusätzliche ADH-Injektion zeigt einen Diabetes insipidus centralis an, während Patienten mit einem Diabetes insipidus renalis keine Reaktion zeigen. Dieser aufwendige Test erfordert jedoch einen Blasenkatheter und zeigt gehäuft falsch positive und falsch negative Ergebnisse, weshalb er nur noch selten zur Anwendung kommt.
Durchführung
  • 7–9 Uhr: erste Blutentnahme zur Bestimmung von Aldosteron, Blutdruck- und Pulsfrequenzmessungen stündlich
  • Anschließend Infusion von 500 mL isotonischer (0,9 %iger) Kochsalzlösung pro Stunde über 4 Stunden
  • Danach zweite Blutentnahme zur Bestimmung von Aldosteron
Funktion – Pathophysiologie
Eine Kochsalzgabe führt zur Vergrößerung des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens, das vom Renin kontrolliert wird. In der Folge kommt es zur Senkung der Reninsekretion mit der Zielstellung, über einen Aldosteronabfall das Extrazellulärvolumen zu vermindern.
Bei Patienten mit einem Aldosteron-produzierenden Adenom gelingt dies nicht. Es bleibt bei der Konstellation basal erhöhtes Aldosteron und kein nennenswerter Aldosteronabfall nach Kochsalzapplikation.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Probenstabilität
Präanalytik
Einflüsse auf die Aldosteronkonzentration:
  • Erhöhungen bei: Orthostase (aufrechter Körperhaltung), Einnahme von Diuretika, Spironolactone, Natriumentzug, natriumarme Kost, Gravidität
  • Erniedrigungen bei: Natriumzufuhr, natriumreicher Kost.
Analytik
Referenzbereich – Erwachsene
Natriumarme Diät: Aldosteron ≤220 pmol/L; normale Natriumaufnahme: Aldosteron <140 pmol/L.
Indikation
  • Differenzialdiagnostik des primären Hyperaldosteronismus (Bestätigungstest)
  • Nachweis eines Aldosteron-produzierenden Adenoms
Kontraindikation(en)
Kaliummangel, Hypernatriämie (über 150 mmol/L), Hypervolämie, schwere Hypertonie, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Dehydratation.
Nebenwirkung(en)
Kopfschmerzen, Benommenheit, Hypervolämie, arterieller Hypertonus, Dekompensation einer Herzinsuffizienz.
Interpretation
Kein oder geringer Abfall von Aldosteron auf >277 pmol/L: Aldosteron-produzierendes Adenom; Abfall des basal erhöhten Aldosterons auf <140 pmol/L: idiopathischer Hyperaldosteronismus.
Literatur
Hubl W, Thomas L (2005) Renin-angiotensin-aldosteron-system. In: Thomas L (Hrsg) Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik. 6TH-Books, Frankfurt am Main, S 1406–1424
Mönig H, Harbeck B, Domm C et al (2014) Dynamische Funktionstests in der Endokrinolgie und Diabetologie. Kochsalz-Infusionstest bei Verdacht auf Primären Hyperaldotseronismus. In: Lehnert H (Hrsg) Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme-Verlag, Stuttgart, S 669–670
Schäffler A (Hrsg) (2015) Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Indikation, Testvorbereitung und -durchführung, Interpretation. Springer, Berlin/Heidelberg