Eine erhöhte Kaliumzufuhrt führt alleine äußerst selten zur
Hyperkaliämie. Häufig liegt eine Kaliumumverteilung von extra- nach intrazellulär (s. auch Abb.
4) oder eine verminderte renale Kaliumelimination zugrunde. Hyperkaliämie durch K
+-Efflux aus Zellen findet sich bei Rhabdomyolyse, Insulinmangel, β-Rezeptorblockade, Hyperosmolarität oder metabolischer Azidose.
Respiratorische Azidosen führen nicht zur Hyperkaliämie. Bei metabolischen Azidosen ist der Serum-K
+-Anstieg vorwiegend mit nichtorganischen Anionenerhöhungen zu beobachten. Die renale Kaliumelimination ist aldosteronabhängig. Deshalb können alle Krankheitszustände und Medikamente, die
Aldosteron supprimieren oder die Aldosteronwirkung abschwächen, zu Hyperkaliämie führen. Hierzu zählen β-Blocker und nichtsteroidale Antirheumatika, die mit der renalen Reninfreisetzung interferieren sowie
ACE-Hemmer, AT1- und Aldosteronrezeptorblocker, die die Aldosteronbildung oder -wirkung inhibieren, oder Heparin, das die Aldosteronsynthese vermindert. Kaliumsparende
Diuretika wie Amilorid und Triamteren oder andere Medikamente, die mit der Kaliumausscheidung am Nephron interferieren (z. B. Trimethoprim, Calcineurininhibitoren), sind ebenfalls häufige medikamentöse Ursachen der Hyperkaliämie. Neben Medikamenten sind auch chronische Nierenerkrankungen, insbesondere solche mit schwerer interstitieller Nephritis (z. B.
diabetische Nephropathie, Analgetikanephropathie, obstruktive
Nephropathie) mit einer verminderten Kaliumausscheidung assoziiert. Diese Zustände gehen häufig mit niedrigen Renin- und Aldosteronspiegeln einher und werden deshalb als „hyporeninämischer Hypoaldosteronismus“ oder Typ IV renale tubuläre Azidose bezeichnet. Zur Einschätzung der aldosteronabhängigen renalen Kaliumelimination wird der TTKG angewendet. Ist eine ausgeprägte Hyperkaliämie von einem TTKG <5 begleitet, sind renale Ursachen sehr wahrscheinlich. Ist dies nicht der Fall, ist nach extrarenalen Ursachen zu suchen (z. B. gastrointestinale Krankheiten).