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Thyroxin-bindendes Globulin

Verfasst von: W. Hubl
Thyroxin-bindendes Globulin
Synonym(e)
TBG
Englischer Begriff
thyroxine-binding globulin
Definition
Das Thyroxin-bindende Globulin bindet und speichert die Schilddrüsenhormone, insbesondere Thyroxin (Thyroxin, freies) und Triiodthyronin (Triiodthyronin, freies), mit hoher Affinität und zeichnet für den Transport dieser Hormone im Blut verantwortlich.
Beschreibung
Das TBG setzt sich aus 395 Aminosäuren zusammen. Es besitzt eine Molmasse von ca. 54 kDa.
Die besonders hohe Affinität des Thyroxins zu TBG verhindert einen schnellen Abbau, sodass die biologische Halbwertszeit für Thyroxin 5–8 Tage beträgt. Das Triiodthyronin besitzt eine 10- bis 20-fach geringere Affinität zu TBG, woraus eine kürzere Halbwertszeit von 19 Stunden resultiert. Die geringste Affinität zu TBG besitzt das reverse T3 (Triiodthyronin, reverses) mit einer Halbwertszeit von lediglich 4 Stunden.
Durch zahlreiche Einflussfaktoren können die TBG-Konzentrationen im Blut verändert werden. Erhöhte TBG-Konzentrationen werden beobachtet bei Patienten mit Lebererkrankungen, wie akuter Hepatitis, kompensierter Leberzirrhose sowie Porphyrie, bei Schwangeren sowie bei Einnahme zahlreicher Medikamente, wie Estrogene, Ovulationshemmer, Tamoxifen, Opiate etc. Im Gegensatz hierzu werden erniedrigte TBG-Werte gemessen bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, mit nephrotischem Syndrom, Akromegalie sowie während der Medikamentenapplikation mit Glukokortikoiden und Androgenen (Androgene).
Im Zusammenhang mit diesen deutlichen Veränderungen der TBG-Konzentrationen verändern sich parallel hierzu auch die Konzentrationen der Gesamt-Schilddrüsenhormon-Konzentrationen, obwohl eine gesunde Schilddrüsenfunktion vorliegen kann. Das heißt, dass die Bestimmungen der Gesamthormone bei diesen Zuständen falsch positive oder falsch negative Befunde liefern. Die klinische Bedeutung der TBG-Bestimmung lag in der Korrektur der Gesamt-Thyroxinbestimmung über den T4/TBG-Quotienten (Thyroxin-Index, freier) zur Abschätzung der freien Hormonkonzentration.
Heute sind die Bestimmungen der Gesamt-Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin verlassen worden zugunsten der freien, nicht proteingebundenen T4- bzw. T3-Bestimmungen.
Analytik: Zur TBG-Bestimmung im Blutserum werden Radioimmunoassay und Lumineszenzimmunoassay eingesetzt.
Referenzbereiche: Erwachsene 220–510 nmol/L (13–30 mg/L); Kinder bis 15 Jahre: 340–510 nmol/L (20–30 mg/L).
Umrechnungsfaktor: mg/L × 17 = nmol/L.
Die TBG-Bestimmung wird heute nur noch bei speziellen Erkrankungen benötigt, wie beim erblichen Mangel des Thyroxin-bindenden Globulins, der durch eine Mutation in dem SERPINA7-Gen (früher: TBG-Gen), lokalisiert auf dem X-Chromosom (Xq22.2), verursacht werden kann. Erworbene Erniedrigungen der TBG-Konzentrationen werden weiterhin bei Erkrankungen mit Eiweißverlusten beobachtet, wie beim nephrotischen Syndrom oder bei Leberfunktionsstörungen, die zu einer TBG-Synthesestörung führen können.
In relativ seltenen Fällen ist auch ein TBG-Exzess beschrieben worden. Die Prävalenz des TBG-Exzess wird auf 1:25.000 geschätzt. Erhöhte TBG-Konzentrationen sind häufig mit erhöhten Gesamt-Thyroxinwerten verbunden. Die Konzentration des freien Thyroxins liegt dabei jedoch in der Regel im Referenzbereich, sodass keine Therapie der Schilddrüsenfunktion erforderlich ist.
Literatur
Fritz KS, Wilcox B, Nelson JC (2007) Quantifying spurious free T4 results attributable to thyroxine-binding proteins in serum dialysates and ultrafiltrates. Clin Chem 53:985–988CrossRefPubMed
Jin HY (2016) Thyroxine binding globulin excess detected by neonatal screening. Ann Pediatr Endocrinol Metab 21:105–108CrossRefPubMedPubMedCentral
Thomas L (2012) Schilddrüsenfunktion. In: Thomas L (Hrsg) Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik, 8.Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main, 1718–1752, TBG S 1740–1741