Skip to main content

Triiodthyronin, reverses

Verfasst von: W. Hubl
Triiodthyronin, reverses
Synonym(e)
rT3; Reverses Triiodthyronin (rT3)
Englischer Begriff
reverse T3; reverse triiodothyronine
Definition
Reverse Triiodthyronin (rT3) ist im Gegensatz zum Triiodthyronin (T3; Triiodthyronin, freies) ein biologisch inaktiver Metabolit, der durch Monodeiodierung des Schilddrüsenhormons Thyroxin (Thyroxin, freies) gebildet wird. Es wird bei einem geringen Bedarf an biologisch aktivem T3 als physiologischer Schutzmechanismus in erhöhtem Ausmaß produziert. Bei Schwerkranken wird durch die Absenkung des biologisch aktiven T3 der Energiekonsum der Peripherie gedrosselt.
Die rT3-Bestimmung dient zur Abklärung der Ursache niedriger FT3-Konzentrationen beim Low-T3-Syndrom.
Beschreibung
Reverse T3 (rT3) wird vorwiegend extrathyreoidal durch Abspaltung eines Iodatoms aus Thyroxyin (T4) mithilfe der 5-Deiodase gebildet. Das Reverse T3 stellt eine zu Triiodthyronin(3,4,3’-T3) strukturisomere Verbindung (3,3’5’-T3) dar. Es werden ca. 35 μg rT3 pro Tag gebildet. Die Halbwertszeit beträgt 4 Stunden. rT3 besitzt keine biologische Aktivität.
Indikationen: Bei schweren extrathyreoidalen Allgemeinerkrankungen, wie z. B. bei der terminalen Niereninsuffizienz, Tumorerkrankungen, Leberzirrhose, hepatozellulärem Karzinom und dem septischen Schock sinkt die biologisch aktive T3-Konzentration als physiologischer Schutzmechanismus ab, wobei die Umwandlung des Thyroxins vorwiegend zum inaktiven rT3 umgelenkt wird. Dieses Low-T3-Syndrom mit erhöhten rT3-Werten wird neben schweren Erkrankungen auch beim Fasten mit Kohlenhydratentzug, bei Operationen sowie im Zusammenhang mit Medikamenteneinnahmen (Kortikosteroiden, Amiodaron, β-Rezeptorenblocker) beobachtet.
Während des akuten Myokardinfarktes kommt es zur Down-Regulation der Schilddrüsenhormone mit einem Abfall des T3 um ca. 20 %, des TSH um ca. 50 % und einem kompensatorischen Anstieg des biologisch inaktiven rT3 um ca. 22 %. Des Weiteren waren stark erhöhte rT3-Werte über 410 pmol/L mit einem Anstieg des Mortalitätsrisikos innerhalb eines Jahres nach dem Herzinfarkt assoziiert und könnten zur Risikoeinschätzung verwendet werden. Diese Ergebnisse bedürfen noch der Bestätigung mit größeren Patientenkollektiven.
In der Routinediagnostik besitzt die rT3-Bestimmung eine geringe diagnostische Relevanz. Es wird in der biomedizinischen Forschung bei speziellen Fragestellungen eingesetzt, z. B. als Messgröße für den Metabolismus der Schilddrüsenhormone.
Referenzbereich im Serum: 139–300 pmol/L.
Literatur
Mebis L, Van den Berghe G (2011) Thyroid axis function and dysfunction in critical illness. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 25:745–757CrossRefPubMed
Sorvillo F, Mazziotti G, Carbone A et al (2003) Increased serum reverse triiodothyronine levels at diagnosis of hepatocellular carcinoma in patients with compensated HCV-related liver cirrhosis. Clin Endocrinol 58:207–212CrossRef
Thomas L (2012) (Hrsg) Schilddrüsenfunktion. In Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik, 8. Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main, 1718–1752, rT3 S 1740