Erschienen in:
13.05.2020 | Enzephalozelen | Leitthema
Die Kieferhöhle über den prälakrimalen Zugang als Portal für den retromaxillären Raum und den Orbitaboden
verfasst von:
Prof. Dr. Thomas Kühnel
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 8/2020
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Zusammenfassung
Die meisten Erkrankungen der Nase und ihrer Nebenhöhlen, die einer operativen Therapie zugänglich sind, werden standardmäßig über einen endonasalen, endoskopischen Zugang angegangen. Dennoch erscheinen pathologische Veränderungen jenseits der Kieferhöhle nicht selten außerhalb der instrumentellen Erreichbarkeit und werden daher über offene Zugänge operiert. Der prälakrimale Zugang hat hier zu einer bemerkenswerten Entwicklung verschiedener Prozeduren geführt. In der vorliegenden Arbeit werden anhand dreier klinischer Beispiele die Möglichkeiten dieses Zugangs illustriert. Über den prälakrimalen Zugang können isolierte Orbitafrakturen versorgt werden. Das Risiko einer Unterlidfunktionsstörung wird vermieden. Meningo- oder Enzephalozelen, die in der Keilbeinhöhle lateral der Vidianus-Rotundum(VR)-Linie liegen, sind über den endonasalen, transantralen, transpterygonalen Zugang vergleichsweise gut zugänglich. Tumoren jenseits der Kieferhöhle waren noch bis vor Kurzem eine Domäne der offenen Chirurgie, v. a. wenn ihre Ausdehnung bis lateral der Kieferhöhle reichte. Methode der Wahl waren dabei entweder ein Caldwell-Luc-Zugang oder die Exposition des knöchernen Mittelgesichts („midfacial degloving“). Viele dieser Operationen können nun mit kleinerer Zugangsmorbidität und rascherer postoperativer Heilungsphase über den prälakrimalen Zugang operiert werden. Der hier dargestellte Zugang ist bezüglich der Übersichtlichkeit und Erreichbarkeit der Zielstrukturen den traditionellen Zugängen mindestens ebenbürtig, wenn nicht überlegen.