Wichtige Faktoren der SUDEP-Prävention

Der „sudden unexpected death in epilepsy (SUDEP)“ tritt auch bei gut eingestellten Patienten auf. Eine Registeranalyse hat nun Faktoren identifiziert, die bei weniger risikobehafteten Patienten einem SUDEP häufig vorausgehen und in der Prävention mitgedacht werden sollten. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Das Risiko, als Epilepsiekranker plötzlich und unerwartet im Schlaf zu sterben, ist zwar besonders hoch, wenn man häufige Anfälle hat oder an einer therapierefraktären Epilepsie leidet, berichten Neurologen um Dr. Chloe Verducci vom Epilepsiezentrum in New York. Der „sudden unexpected death in epilepsy (SUDEP)“ trifft aber auch gut eingestellte Patienten – und zwar vor allem dann, wenn sie ihre Medikation einmal auslassen oder anderen Anfallstriggern ausgesetzt sind. Das geht jedenfalls aus einer Analyse des North American SUDEP Registry (NASR) hervor. In das Register werden SUDEP-Verdachtsfälle aus den USA und Kanada aufgenommen; Experten führen dazu Gespräche mit Angehörigen, auch werden Autopsie- und Medikationsdaten evaluiert. Von den 530 Patienten, die zwischen 2011 und 2018 in das Register aufgenommen wurden, berücksichtigten die Forscher um Verducci 237 Fälle mit wahrscheinlichem oder nachgewiesenem SUDEP. Als wahrscheinlicher SUDEP gilt ein Todesfall unter benignen Umständen (kein Ertrinken, Sturz, Unfall), sofern ein Status epilepticus oder eine andere Ursache ausgeschlossen werden kann. Von einem gesicherten SUDEP wird ausgegangen, wenn auch eine Autopsie erfolgt, die keine alternative Ursache erkennen lässt. Nach diesen Kriterien erlagen 160 der Verstorbenen einem nachgewiesenen, 77 einem wahrscheinlichen SUDEP. Zu 163 der Patienten gab es Interviews mit Angehörigen, die übrigen Fälle wurden anhand medizinischer Befunde evaluiert. Im Schnitt starben die Patienten im Alter von 25 Jahren, 62% waren männlich. Nur 37% hatten Antikonvulsiva korrekt eingenommen Nur 16 Todesfälle (7%) ereigneten sich vor Zeugen, diese bemerkten bei zehn Patienten einen Anfall vor dem SUDEP. Neun der bezeugten SUDEPs geschahen aus dem Wachzustand heraus, etwa beim Biertrinken in der Kneipe oder in einem Gespräch, sieben während des Schlafs. Empfehlung der Redaktion Epilepsie – Themenseite Ob fokaler oder generalisierter Anfall – Übersichten, News, Interviews und kommentierte Studienreferate zur Epilepsie, einer der häufigsten chronischen ZNS-Erkrankungen, finden Sie auf dieser Themenseite. Nur bei 37% der Patienten ließ sich eine korrekte Medikamenteneinnahme vor dem Tod bestätigen – die übrigen hatten entweder die verordneten Antikonvulsiva ausgelassen oder nie welche erhalten (10%). 34% der Patienten mit antikonvulsiver Therapie hatten den Angehörigen zufolge sehr häufig ihre Medikamente nicht eingenommen. Ein weiterer Trigger könnte Schlafmangel sein – einen solchen konnten die Forscher bei 15% bestätigen. 7% der Betroffenen waren alkoholabhängig, vier von ihnen hatten in der Todesnacht reichlich getrunken, und 12% aller Evaluierten dröhnten sich vor dem Tod mit illegalen Drogen zu. 40% der Betroffenen hatten eine generalisierte, 60% eine fokale Epilepsie. Die meisten hatten deutlich mehr als zehn generalisierte tonisch-klonische Anfälle in ihrem Leben erlitten, 45 von ihnen jedoch weniger als zehn und sieben gar keine. Für etwas mehr als die Hälfte ließ sich kein generalisierter tonisch-klonischer Anfall im Monat vor dem SUDEP feststellen, 15% hatten im Jahr vor dem Tod überhaupt keinen Anfall. Alle Epilepsieformen vetreten Bemerkenswert sei zudem, so die Forscher um Verducci, dass praktisch alle bekannten und häufigen Epilepsieformen und -syndrome unter den Verstorbenen vertreten waren: von der gutartigen Epilepsie mit zentrotemporalen Spikes bis zu epileptischen Enzephalopathien. Daher sei es wichtig, mit allen Epilepsiekranken über das Phänomen zu sprechen, auch um Patienten mit einem niedrigen Risiko zu beruhigen, etwa solche ohne generalisierte klonisch-tonische Anfälle. Auf der anderen Seite sollten die Ärzte ihre Epilepsiekranken darauf hinweisen, dass einmal die Medikation auszulassen möglicherweise genügen kann, um einen SUDEP auszulösen. „Viele SUDEPs könnten wohl durch eine bessere Antikonvulsiva-Adhärenz und die Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren wie Schlafhygiene und Alkoholkarenz vermieden werden“, schreiben die Forscher und erinnern an das nicht zu vernachlässigende SUDEP-Risiko unter Epilepsiekranken von 1% in zehn Jahren insgesamt und 5% in zehn Jahren bei schlechter Adhärenz oder Therapieresistenz. Podcast mit dem Studienleiter. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was haben SUDEP-Fälle gemeinsam? Antwort: Die allermeisten hatten vor dem Tod keine Antikonvulsiva eingenommen oder waren Anfallstriggern ausgesetzt. Bedeutung: Eine gute Anfallskontrolle könnte viele SUDEPs verhindern. Einschränkung: Noch relativ kleines Register.

Springer Medizin

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