Erschienen in:
02.07.2015 | Was Patienten fragen
Erhöhen Bluttransfusionen das Rückfallrisiko bei Krebs?
verfasst von:
Springer Medizin-Verlag
Erschienen in:
best practice onkologie
|
Ausgabe 3-4/2015
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Auszug
Immer wieder und auch in den Medien — unter anderem im SWR-Fernsehen [
1] — wird die Frage diskutiert, ob Bluttransfusionen die Entstehung von Krebs begünstigen und sich negativ auf den Verlauf von Krebserkrankungen auswirken. Der Verdacht: Bluttransfusionen fördern das Tumorwachstum und die Metastasierung. In dem SWR-Beitrag wurden Studien zitiert, die diesen Zusammenhang nahelegen. Das Immunsystem könne nur an einer Front kämpfen und werde durch die Immunreaktion auf transfundierte Erythrozyten von anderen Aufgaben „abgelenkt“. Tatsächlich weisen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auf einen Zusammenhang zwischen Bluttransfusionen und Tumorprogression hin (z. B. [
2,
3,
4]). Der angenommene Mechanismus für den Einfluss von Transfusionen auf das Rückfallrisiko sind proinflammatorische und immunsuppressive Effekte [
5]. Auch verschiedene klinische Studien stützen die These, wenn auch nicht konsistent. Am besten belegt ist ein Zusammenhang bei kolorektalen Karzinomen: Bei Patienten, die perioperativ eine Transfusion erhalten hatten, war, abhängig von der Zahl der übertragenen Konserven, das Rezidivrisiko um 40 bis 100% erhöht (OR 1,4–2; [
6]). Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom überlebten in einer Studie kürzer, wenn eine Bluttransfusion erfolgt war [
7]. Für Lungenkrebs zeigen zwei Reviews ebenfalls eine Prognoseverschlechterung durch perioperative Transfusionen [
8,
9]. Zwei aktuelle Untersuchungen bei Patienten mit Prostatakrebs fanden dagegen keinen Zusammenhang zwischen Bluttransfusionen und Prognose [
10,
11]. …