Erschienen in:
24.04.2018 | Adipositas | Leitthema
Ernährungsorientierte Strategien zur Bekämpfung der Adipositasepidemie
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. B. Koletzko
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Die Häufigkeit der Adipositas bei Kindern nahm weltweit in 4 Jahrzehnten um mehr als das Achtfache zu, mit dramatischen Konsequenzen für Gesundheit und Lebensperspektive der Betroffenen sowie für gesellschaftliche Kosten. Eine aktuelle Stellungnahme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Adipositas bei Kindern betont die Risiken adipositasfördernder Lebensbedingungen. Betont werden eingetretene Veränderungen der Ernährungsweise und des Lebensmittelangebots sowie ein Rückgang körperlicher Aktivität. Die WHO empfiehlt konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Adipositasepidemie. Stillen und eine ausgewogene Säuglings- und Kleinkindernährung sollen wegen ihrer stark protektiven Effekte konsequent gefördert werden. Der Verzehr von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte und niedrigem Nährstoffgehalt sowie von zuckerhaltigen Getränken soll begrenzt werden. In Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche jedes Alters sollen die Abgabe zuckerhaltiger Getränke unterbunden sowie nur gesunde Lebensmittel und Getränke angeboten werden, unterstützt von Verbesserungen dazugehöriger Kenntnisse und praktischer Kompetenz. Die WHO spricht sich für die Besteuerung gezuckerter Getränke, die strikte Begrenzung der an Kinder gerichteten Werbung, die konsistente Bewertung der gesundheitsrelevanten Qualität von Lebensmitteln durch Nährwertprofile sowie eine klare und einfach verständliche Kennzeichnung der Lebensmittelqualität aus. Bisherige Versuche der Adipositasbekämpfung mithilfe edukativer Programme und freiwilliger Maßnahmen der beteiligten Akteure zeigten keinen zufriedenstellenden Effekt. Zusätzlich ist die konsequente Stärkung der Verhältnisprävention mithilfe ordnungspolitischer Maßnahmen mit Gesetzescharakter erforderlich, um Gesundheit und Zukunft der Kinder effektiv zu schützen.